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Politik: Da lebt nichts mehr ... (Kommentar)

Tributylzinn ist als Schiffsanstrich berüchtigt geworden. Das Gift tötet Algen und Weichtiere im Unterwasserbereich, so dass der Stahl schön glatt bleibt.

Tributylzinn ist als Schiffsanstrich berüchtigt geworden. Das Gift tötet Algen und Weichtiere im Unterwasserbereich, so dass der Stahl schön glatt bleibt. Natürlich wird dabei das Wasser vergiftet. TBT ist eine der giftigsten Substanzen, über die der Mensch verfügt. Weil das so ist, hat sich die Großschifffahrt in den nächsten Jahren auf die völlige Abschaffung des Zinns in den Farben verständigt. Was mag also im Kopf eines Menschen vor sich gehen, der diese Chemikalie auf Sportkleidung aufbringt, nur weil der Schweiß sonst stinken könnte? "Antibakterieller Effekt" nennt sich das in der Werbung. Beim Schiff wird die Wirkung als "Antibewuchsmittel" beschrieben, was viel plastischer ist: Wo TBT ist, lebt nichts mehr. Außerdem hat der Stoff eine hohe hormonelle Wirksamkeit: Er vermännlicht weibliche Wesen, vermutlich auch beim Menschen. Es ist also geradezu verrückt, ein derart hochgradiges Umweltgift - mutmaßlich aus Gründen antibakterieller Hysterie - in Textilien einzubringen. Die Hersteller haben nun vier Chancen: Erstens klären, woher der Stoff kommt und wie er verarbeitet ist. Zweitens klar machen, ob er schnell ausgewaschen werden kann. Drittens die kontaminierte Ware zurücknehmen. Und viertens hoffen, dass die Verbraucher ihnen den Wahnsinn verzeihen.

pen

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