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Politik: „Das Wahlvolk straft das Berliner Hickhack“

Wie die internationale Presse das Debakel der SPD bewertet

„The Times“ (London): „Die SPDBasis in den beiden Bundesländern ist von der Ideenlosigkeit in Berlin torpediert worden. Die Öffentlichkeit erlebt einen Kanzler, der mehr damit beschäftigt ist, Berichte über sein Haar oder seine Ehe vor Gericht anzufechten, als der Realität ins Auge zu sehen. Die SPD sollte seinen Rücktritt fordern.“

„Libération“ (Paris): „Schwerwiegender als die Machtverschiebung ist dabei jedoch zweifellos, dass der Bundeskanzler seinen Wahlkampf mit neuen ,pazifistischen’ Versprechen gespickt hatte, was einmal mehr die USA verärgerte. Deutschland steckt so in einer diplomatischen Sackgasse.“

„De Volkskrant“ (Den Haag): „Die meisten deutschen Wähler wollen zwar kein militärisches Abenteuer im Golf, aber diesmal war ihnen das Hemd näher als der Rock. Arbeitslosigkeit, miserabler Zustand der Wirtschaft und Schröders Führungsschwäche in der Innenpolitik wogen schwerer.“

„El Pais“ (Madrid): „Niemand zweifelt daran, dass CDU und CSU heutzutage nur dort Erfolge feiern können, wo die Sozialdemokraten sie ihnen schenken. Und dies tut die SPD mit Begeisterung, wie man in den vergangenen Monaten sehen konnte.“

„La Repubblica“ (Rom): „Für Schröder, der auf internationaler Ebene immer stärker isoliert ist und zudem einem wirtschaftspolitischen Bankrott und dem Ausnahmezustand bei der Arbeitslosigkeit gegenüber- steht, wird nun alles noch schwieriger.“

„Corriere della Sera“ (Mailand): „Paradoxerweise könnte das Wahlergebnis zum entscheidenden Anstoß werden, um Schröder von der Vormundschaft der Gewerkschaften und der alten Garde der Sozialdemokraten zu befreien.“

„Der Standard“ (Wien): „Jetzt gibt es keine Ausrede mehr, die notwendigen Reformen im Wirtschaftsbereich und auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland auf die lange Bank zu schieben.“

„Die Presse“ (Wien): „Der geballte Unmut der Wähler spülte Schröders Provinzfürsten bei den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen hinweg. (…) Es hätte ein Wunder gebraucht, und keinen Taschenspielertrick, um das Desaster abzuwenden.“

„Basler Zeitung“: „Das Wahlvolk ist ungeduldig und straft das Hickhack in Berlin, wie die finanzklamme Republik fit für die Zukunft zu machen wäre, bei den Regionalwahlen gnadenlos ab.“

„Tages-Anzeiger“ (Zürich): „Unglücklicherweise standen Gabriel und Bökel zum dümmsten Zeitpunkt am ungünstigsten Ort und hatten die kalte Dusche in Kauf zu nehmen, stellvertretend für Schröder.“

„Neue Zürcher Zeitun g“: „Auch der Befreiungsschlag mit der Kriegsangst hat bei den Wählenden nicht verfangen. Die Leute in Niederschlochtern oder Oberquembach haben der SPD diese billige Masche nicht abgenommen. Das spricht für sie.“

„Lidove noviny“ (Prag): „Schröder ist nach der Bundestagswahl bei vielen Wählern in Ungnade gefallen und besitzt längst ein Lügnerimage. (…) Der klare Sieg von Roland Koch in Hessen dürfte aber auch Edmund Stoiber im Kampf um die nächste CDU/CSU-Kanzerkandidatur erhebliche Konkurrenzgefühle bereiten.“ dpa

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