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Dem Kanzler zum 70.: Glückwunsch, Herr Merz! Das wünschen wir Ihnen und dem Land
Ein Geburtstag, sein Geburtstag: Zeit zum Innehalten? Auch, aber nicht nur. Die Aufgaben ruhen ja nicht. Und darum hier, was uns bewegt zum Siebzigsten des Bundeskanzlers.

Stand:
70 Jahre Merz – Erfahrung verpflichtet. Joachim-Friedrich Martin Josef Merz wird 70.
Ein Kanzler, der jahrzehntelang antrat mit dem Anspruch, „Verlässlichkeit“ neu zu definieren – und der heute, nach vielen politischen Schleifen, auch manchen Rückschlägen, dort angekommen ist, wo Verantwortung und Erwartung sich treffen.
Ein Glückwunsch zu diesem Jubiläum ist deshalb kein bloßes Schulterklopfen. Er ist auch eine Aufforderung.
Herzlichen Glückwunsch, Herr Bundeskanzler – und bitte: Gestalten Sie!
Sie sind ein Mann klarer Worte. Das soll Ihr Markenzeichen sein. Nur braucht das Land mehr als klare Worte – es braucht eine klare Richtung. Ganz entschieden sogar. Denn Deutschland steckt fest in Strukturkrisen und Bürokratiewust. Ihr Geburtstag fällt in eine schwierige Zeit. Ihre Erfahrung hat dann ihren herausragenden Wert, wenn sie sich in Mut verwandelt.
Stabilität ist nur der Absprungpunkt.
Ihre Kanzlerschaft soll uns allen das Gefühl von Ordnung zurückgeben. Ordnung allein hilft allerdings noch nicht über Brüche hinweg. Die soziale Spaltung wächst, die Generation der Jüngeren verliert das Vertrauen, dass Politik ausreichend an ihre Zukunft denkt. Es wäre das beste Geburtstagsgeschenk an die Republik, wenn Ihre verbleibende Amtszeit Aufbruch verheißen wollte. Oder noch besser: mit sich bringen würde.
Europa wartet – und wartet doch nicht.
Ihre Berufserfahrung mit der Welt da draußen verpflichtet, gerade außenpolitisch. Deutschland kann sich dauerhaft keine Beschäftigung mit sich selbst leisten, während Europas Ränder brennen und die Demokratie unter Druck gerät.
Wir haben den Bundespräsidenten gehört! Wer Stabilität will, muss Führung zeigen – nicht aus Machtwillen, sondern aus Verantwortung: für das Gemeinwesen, für die Demokratie. Wir sind das Land im Herzen Europas.
Und Führung heißt auch: mit Augenmaß an die denken, die nachfolgen sollen.
Mit 70 haben Sie genug politische Biografie, um zu wissen, wie man andere fördert, wann man sie nach vorn lässt. Die CDU – und das Land – brauchen schon auch andere Perspektiven und jüngere Stimmen. Ihnen den Weg zu ebnen, gehört mit zur Verantwortung. Mehr denn je heißt es: nach vorne denken! In jeglicher Hinsicht. Verstehen Sie deshalb Generationenwechsel nicht als Risiko, sondern als Strategie. Man könnte sogar sagen: als Überlebensstrategie für die Demokratie.
Wenn Sie die Kanzlerschaft zum Erneuerungsprojekt machen, dann wäre es das größte Geschenk an Sie selbst – ein politisches Vermächtnis, das bleibt.
Stephan-Andreas Casdorff an Kanzler Friedrich Merz
Klimapolitik darf kein rhetorischer Beifang bleiben.
Wirtschaftliche Vernunft ist gut, aber endet dort, wo sie die ökologische Realität verdrängt. Sie haben es auf Ihrer jüngsten Reise zum Klimagipfel von vielen gehört, und wir Ihre Hoffnung stiftenden Worte. Darum: Deutschland wird keine Zukunft haben, wenn es Fortschritt bloß als Bilanzposten versteht. Der Kanzler, der Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit wirklich versöhnt, schreibt Geschichte – nicht nur Parteiprogramme.
Demokratie lebt von Bewegung.
70 Jahre Merz stehen für Beständigkeit – und auch für eine gewisse politische Nostalgie. Das Land entwickelt sich unterdessen weiter. Es sehnt sich nach Politik, die nicht nur reagiert, sondern inspiriert. Es braucht einen Kanzler, der Ordnung hält und Zukunft öffnet.
Also, Herr Merz: Herzlichen Glückwunsch.
Sie haben viel erreicht, viel überstanden – und noch mehr vor sich. Erfahrung allein wird nicht reichen. Wenn Sie die Kanzlerschaft zum Erneuerungsprojekt machen, dann wäre es das größte Geschenk an Sie selbst – ein politisches Vermächtnis, das bleibt.
Ach, und an den Katholiken in Ihnen:
Ihr Geburtstag ist der Tag des Heiligen Martin. Einer Ihrer Namen. Wir erinnern uns: Er ist der römische Soldat, der in kalter Nacht seinen Mantel für einen Bettler teilte. Martinus ist darum heute Schutzheiliger der Armen, der Reisenden und der Reiter, im weiteren Sinne auch der Flüchtlinge, Gefangenen und Soldaten. Er wird in ganz Europa verehrt, wegen seiner Humanität.
Das ist bei Lichte besehen: gelebte Christdemokratie. Die Namensgebung als Programm – Ihren Eltern sei Dank.
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