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Politik: Der Auto-Mann

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Stellen wir uns kurz vor: Der Trabi liefe noch vom Band und glänzte glatt gewienert in großen Show-Rooms. Dann wär’ das alles nicht passiert.

Von Hans Monath

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Stellen wir uns kurz vor: Der Trabi liefe noch vom Band und glänzte glatt gewienert in großen Show-Rooms. Dann wär’ das alles nicht passiert. Dann nämlich hätte Ex-DDR- Staatschef Egon Krenz einen präsentablen Ort für seine Haftentlassungs-Feier gefunden. So aber musste er am Wochenende in einem Honda-Autohaus in Rostock anstoßen, weshalb der Autohändler nun Ärger mit dem Mutterhaus kriegt. Er war zuvor letzter Chef der Rostocker SED-Bezirksleitung. Weil er seinen Verkaufsraum für Krenz und Co. aufschloss, droht Honda Motor Europe nun mit Konsequenzen. Dass er die Räume missbrauche, um Krenz und andere ehemalige SED-Größen zu feiern, stoße auf „schärfste Missbilligung“, erklärte ein Sprecher und fuhr schweres Geschütz auf: Der Mann habe seine Pflicht zur Rücksichtnahme auf Honda-Interessen „gröblich verletzt“. Aber, aber, wo bleibt denn da die Nachsicht mit menschlichen Schwächen? Sozialisten haben doch so wenig zu feiern in diesen Tagen! Ob die Honda-Kunden wirklich nur nach Krenz-Auftritten oder nicht eher nach Autopreisen, PS-Stärken und Ranglisten in der Pannenstatistik fragen? Angeblich haben japanische Autos ja sehr wenig Pannen. Vertragshändler von Daimler-Chrysler kämen wahrscheinlich ohnehin nie auf die Idee, einen Altsozialisten hochleben zu lassen. Und wie wäre es mit BMW, VW, Opel? Ein Konkurrent auf dem Automobilmarkt jedenfalls hat sich kleinliche Reaktionen selbst verboten. Schließlich bewirbt der ebenfalls aus Japan stammende Konzern seine Produkte mit dem Spruch: „Nichts ist unmöglich: Toyota“. Da haben Sie ja schon Ihre Adresse für Nachfeiern und Feten nach weiteren Haftentlassungen, Herr Krenz!

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