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Wird er der nächste Präsident Afghanistans? Der frühere Außenminister Abdullah Abdullah (Mitte) rechnet sich Chancen aus.

© AFP

Bewerber um Präsidentschaftswahl in Afghanistan: Der Kampf der Erben Karsais

Im April nächsten Jahres soll in Afghanistan ein neuer Präsident gewählt werden. Am gestrigen Sonntag endete die Bewerbungsfrist für die möglichen Kandidaten. Wer könnte Hamid Karsai nachfolgen?

Im kriegsgebeutelten Afghanistan hat das Ringen um die Nachfolge von Präsident Hamid Karsai begonnen. Sechs Monate vor der Präsidentenwahl am 5. April nächsten Jahres lief am Sonntag die Bewerbungsfrist für die Kandidaten aus. Karsai selbst, den der Westen nach dem Sturz der Taliban Ende 2001 installiert hatte, darf nicht erneut kandidieren.

Der Ausgang der Wahl gilt als offen. Die größten Chancen rechnet sich der frühere Außenminister Abdullah Abdullah aus, der bei den Präsidentenwahlen 2009 auf dem zweiten Platz hinter Karsai gelandet war. Er gilt als Vertreter der von Tadschiken geführten Nordallianz.

Aber auch der frühere Finanzminister Ashraf Ghani will erneut sein Glück versuchen. 2009 wurde er als Favorit des Westens gehandelt, endete aber abgeschlagen auf einem der hinteren Plätze. Weil er jahrelang im Ausland lebte, sahen ihn viele Wähler nicht mehr als Afghanen an. Ein weiterer prominenter Politiker ist der frühere Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak.

Auch Karsais Familienclan mischt mit. Sein Bruder Quayum Karsai meldete auf den letzten Drücker ebenfalls seine Bewerbung an. Gleiches galt für Außenminister Zalmai Rassoul. Ein weiterer bekannter Kandidat ist der Salafi-Führer und frühere Warlord Abdul Rab Rasul Sayyaf, der laut Medien enge Kontakte zu dem inzwischen toten Al-Qaida-Führer Osama bin Laden hatte. Es kann auch sein, dass einige Bewerber Wahlallianzen eingehen und ihre Kandidatur zurückziehen. Allianzen können in dem ethnisch stark gespaltenen Land mit seinen 31 Millionen Einwohnern über den Wahlausgang entscheiden.

Wie bereits die vorherigen Wahlen wertet der Westen auch die kommende Wahl als Prüfstein für die Fortschritte in dem Land. Experten sehen es skeptischer. Massive Mauscheleien und Stimmenklau hatten bereits die Legitimität früherer Wahlen untergraben. 2009 kam es zu massivem Wahlbetrug, den der Westen vor allem dem Karsai-Lager anlastete – was schwere Verwerfungen zwischen dem Präsidenten und der US-Regierung auslöste. Auch diese Wahlen würden kaum besser werden als vorangegangene, meint das Afghanistan Analyst Network. Die radikalislamischen Taliban haben schon angekündigt, auch diesen Urnengang anzugreifen. Der Chef der Wahlkommission in der nordafghanischen Provinz Kundus – aus der die Bundeswehr bald abzieht – fiel bereits einem Anschlag zum Opfer. Der Direktor des Kabuler Zentrums für Strategische Studien, Waliullah Rahmani, ist überzeugt: Sollte es im kommenden Jahr keine friedliche Machtübergabe geben, „sind die Alternativen Gewalt und Krieg“. mit dpa

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