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Abu Sayyaf auf den Philippinen: Deutsche Geiseln nach Freilassung in Manila angekommen

Ein aus dem Rheingau stammender Arzt und seine Lebensgefährtin sind nach ihrer Freilassung aus der Geiselhaft in der Residenz des deutschen Botschafters in Manila untergebracht. Ob Lösegeld gezahlt wurde, ist noch unklar.

Die beiden im April auf den Philippinen verschleppten Deutschen sind nach ihrer Freilassung durch die Terrorgruppe Abu Sayyaf in Manila angekommen. Wie General Domingo Tutaan sagte, erreichten der 72 Jahre alte, aus dem Rheingau stammende Arzt und seine 55 Jahre alte Lebensgefährtin noch in der Nacht zum Samstag die Hauptstadt. Nach Angaben aus philippinischen Regierungskreisen wurden sie danach in die Residenz des deutschen Botschafters gebracht worden.

Die beiden wurden medizinisch versorgt. Auf Fotos, die das Militär veröffentlichte, bekommt der Mann eine Infusion. Die Frau schlingt sich eine Decke um die Schultern. Das Paar hatten bei Interviews im lokalen Radio gesagt, dass sie die ganze Zeit auf feuchtem Boden schlafen mussten. Sie seien möglicherweise noch erschöpft, sagte General Tutaan der Nachrichtenagentur dpa. „Aber jetzt sind sie in sicheren Händen.“ Wann sie nach Deutschland fliegen können, war zunächst nicht klar.

Die zwei Deutschen waren während einer Segeltour westlich der Philippinen von der islamistischen Terrorgruppe Abu Sayyaf entführt worden. Am Freitag waren sie aus dem Dschungelversteck freigelassen worden. Per Schiff gelangten sie von der Insel Jolo in die Stadt Zamboanga. Dann ging es mit dem Flugzeug fast 1000 Kilometer nach Norden in die Hauptstadt.

Die Kidnapper von Abu Sayyaf hatten zuletzt gedroht, den passionierten Segler zu enthaupten, sollte das geforderte Lösegeld von vier Millionen Euro bis Freitag nicht gezahlt werden. Der Stabschef des philippinischen Heeres, General Gregorio Catapang, erklärte nun, er habe keine Informationen über die Zahlung eines Lösegeldes. Das Auswärtige Amt in Berlin schweigt sich dazu aus.

Die Terrorgruppe Abu Sayyaf kämpft im muslimischen Süden der sonst überwiegend katholischen Philippinen für einen eigenen Staat. Die Gruppe hat der Terrororganisation Islamischer Staat (IS), die in Syrien und im Irak Angst und Schrecken verbreitet, ihre Verbundenheit erklärt. Immer wieder erpresste Abu Sayyaf in der Vergangenheit mit Geiselnahmen Geld, um ihren Kampf zu finanzieren.

Die Extremisten verübten einige der schlimmsten Terroranschläge, die das südostasiatische Land in den vergangenen Jahrzehnten erlebte. Die Gruppe war im Jahr 2000 auch für die Entführung der deutschen Familie Wallert und 18 anderer Geiseln von einer Taucherinsel in Malaysia verantwortlich. Die Wallerts kamen erst nach mehr als drei Monaten frei - nachdem Millionen Dollar gezahlt worden waren. Mehrere andere Geiseln sind noch in der Gewalt von Abu Sayyaf.

Vermisst werden unter anderem zwei Vogelbeobachter aus den Niederlanden und der Schweiz sowie zwei Malaysier und ein Japaner. Das philippinische Militär erklärte, derzeit in einer Offensive gegen die Terrorgruppe vorzugehen, um die anderen Gefangenen zu befreien.

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