zum Hauptinhalt
Der Hauseingang zu den Räumen des Moschee-Vereins "Fussilet 33" in der Perleberger Straße in Berlin-Moabit.

© Maurizio Gambarini/dpa

Verbot von Berliner Salafisten-Moschee: Die Kontakte des "Fussilet 33"-Vereins nach Syrien

In der Moschee in Moabit hatte sich nicht nur der Berlin-Attentäter Anis Amri aufgehalten. Auch Imame und "Vorstandspräsidenten" des Vereins waren kriminell aktiv.

Von Frank Jansen

Beim Blick auf die Geschichte des im November 2010 gegründeten Moscheevereins „Fussilet 33“ ist trotz des harmlos frommen Namens ein ebenso fanatisches wie kriminelles Netzwerk zu erkennen, das in die militante salafistische Szene der Bundesrepublik eingebunden war. Der 33. Vers der 41. Koransure „Fussilat“ lautet, „Und wer spricht bessere Worte als der, der zu Gott ruft, Gutes tut und sagt: Ich gehöre zu den Gottergebenen?“. Die Mitglieder des Vereins, vor allem die Anführer, haben allerdings nach Erkenntnissen von Bundesanwaltschaft, Polizei und Verfassungsschutz den bewaffneten Kampf propagiert und teilweise auch praktiziert. Dass sich der Berlin-Attentäter Anis Amri zur Moschee hingezogen fühlte und sich hier mehrmals aufgehalten hat, sogar am 19. Dezember kurz vor der Todesfahrt über den Breitscheidplatz, erscheint logisch. Der Tunesier soll von Oktober bis Dezember 2016 mehr als 20 Mal in der Fussilet-Moschee gewesen sein.

Ein wesentlicher Grund für das Verbot war das schon bekannte kriminelle Verhalten mehrerer Fussilet-Leute. Die beiden türkischen Anführer des Vereins, „Vorstandspräsident“ Ismet D. und „Weisenratspräsident“ Emin F., sollen die in Syrien kämpfende, tschetschenische Dschihadistentruppe „Junud al Sham“ (Soldaten Syriens) massiv unterstützt haben. Die beiden Funktionäre müssen sich seit Januar 2016 vor dem Kammergericht verantworten. Laut Anklage haben Ismet D. und Emin F. im August 2013 der Junud al Sham mehr als 7000 Euro sowie ein Nachtsichtgerät und ein Geo-Entfernungsmessgerät zukommen lassen. Die beiden Männer sollen zudem im selben Zeitraum von Berlin aus vier tschetschenische Salafisten der Junud al Sham zugeführt haben. Ismet D. und Emin F. sitzen in der JVA Moabit in Untersuchungshaft, dorthin wurde ihnen die Verfügung des Innensenators zum Verbot des Fussilet-Vereins zugestellt.

Auch Imam der Moschee kriminell

Kriminell aktiv war auch ein Imam der Moschee. Im Juni 2016 verurteilte das Kammergericht den Russen Gadzhimurad K. wegen der Billigung von Verbrechen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ zu zweieinhalb Jahren Haft. Der Angeklagte kam mit einer relativ milden Strafe davon, weil er ausgepackt hatte. Gadzhimurad K. gab im Prozess zu, als „Informationskrieger“ des IS agiert zu haben. Der Imam rechtfertigte im Internet, dass die Terrormiliz vier Schiiten bei lebendigem Leib verbrannt hatte. Und in einem Video mit dem Titel „Härte im Jihad“ predigte er, Ungläubige zu köpfen geschehe auf Allahs Befehl.

Strafbar machte sich auch der Schriftführer des Fussilet-Vereins. Das Landgericht Berlin verurteilte den Türken Murat S. im September 2015 wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttaten zu vier Jahren Haft. Murat S. verbüßt die Strafe in der JVA Tegel. Der Türke war 2013 und 2014 mehrmals zur Junud al Sham nach Syrien gereist. Dort ließ er sich von Murat A., einem Mitglied des Weisenrates der Fussilet-Moschee, im Umgang mit einer Kalaschnikow ausbilden und übernahm Wachdienste. Murat A., türkischer Staatsangehöriger, wurde im Januar 2016 in seiner Heimat festgenommen.

„Gründungspräsident“ zog in den syrischen Bürgerkrieg

Der „Gründungspräsident“ des Fussilet-Vereins, Emrah F., hat seinen Fanatismus vermutlich mit dem Leben bezahlt. 2012 begab sich der türkischstämmige Deutsche in den syrischen Bürgerkrieg und soll nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden getötet worden sein.

Fussilet-Leute hatten offenbar auch Kontakt zum Verein „Die wahre Religion“ (DWR), den Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) im November 2016 verbot. Der bereits erwähnte Schriftführer Murat S. soll sich an der DWR-Kampagne „Lies!“ beteiligt haben. Salafisten verteilten in Berlin und vielen weiteren Orten Gratisexemplare des Korans, um vor allem junge Menschen für den Dschihad zu ködern. Der DWR soll mindestens 140 Salafisten zur Ausreise nach Syrien und Irak animiert haben.

In der Fussilet-Moschee soll zudem der Hassprediger Abu Walaa aufgetreten sein. Der im November 2016 festgenommene Salafist ist nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft der Kopf eines Netzwerks, das der Terrormiliz IS Rekruten zugeführt hat. Der Berlin-Attentäter Anis Amri stand ebenfalls in Kontakt zu Abu Walaa.

Um Material für das Verbot des Fussilet-Vereins zu sammeln und wegen Terrorverdachts hatte die Polizei am 1. Februar Wohnungen von Salafisten durchsucht, die der Fussilet-Moschee zugerechnet werden. Festgenommen wurden zwei Türken und ein Deutschmarokkaner. Einer der Türken, Emrah C., soll im Verein eine führende Rolle spielen. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft den drei Männern vor, sie hätten in die Konfliktregion Syrien-Irak ausreisen wollen, um sich dem IS anzuschließen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false