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Politik: „Die Leute sind unzufrieden“

Wie ist die Situation im Augenblick? Was ist passiert?

Wie ist die Situation im Augenblick? Was ist passiert?

In Andischan sind 23 Geschäftsleute angeklagt unter dem Vorwurf, sie seien religiöse Extremisten. Nach Aussagen von Mitbürgern handelt es sich um Leute, die einen guten Ruf in der Stadt haben. Darum haben vor zwei Tagen Angehörige und Freunde das Gefängnis gestürmt und die Angeklagten und weitere Gefangene befreit. Danach hat sich eine Menschenmenge, überwiegend friedlich und unbewaffnet, auf das Zentrum von Andischan zubewegt, um gegen die Regierung zu demonstrieren. Unter diesen Demonstranten waren auch bewaffnete Extremisten.

Wer sind diese Extremisten?

Die Sicherheitskräfte versuchen immer wieder, religiös geprägte Opposition als Terroristen darzustellen. Das ist zum Teil wahr, zum Beispiel bei den Anschlägen 2004 in Taschkent. Es wird nur selten ein Unterschied gemacht zwischen Muslimen, die sich um die Zukunft ihres Landes sorgen, und solchen, die tatsächlich einen Umsturz planen.

Warum haben die Proteste in der Bevölkerung eine solche Resonanz gefunden?

Es gibt eine allgemeine Unzufriedenheit, weil es der Regierung kaum gelingt, eine Perspektive aufzuzeigen. Wenn jemand zum Beispiel als Angeklagter vor Gericht kommt, wird er praktisch niemals freigesprochen, sagt Human Rights Watch. Speziell das Fergana-Tal fühlt sich von der Zentrale in Taschkent vernachlässigt.

Das Gespräch führte Martin Gehlen.

Reinhard Krumm

ist Historiker

und Projektleiter

der Friedrich-Ebert-Stiftung in Zentralasien.

Er war viele Jahre

Korrespondent in

Moskau und lebt

in Taschkent.

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