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„Die Situation ist fatal“: Ökonom Sinn warnt Babyboomer vor Altersarmut – und appelliert an die Jungen
Während die Koalition über das Rentenpaket streitet, ruft Ökonom Hans-Werner Sinn die Jüngeren auf, dagegen aufzubegehren. Die Alten seien dabei, die Kosten auf sie abschieben, sagt er.
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Angesichts des Koalitionsstreits über das geplante Rentenpaket schlägt der Ökonom Hans-Werner Sinn Alarm und warnt vor erheblichen sozialen und finanziellen Lasten für die jüngeren Generationen. „Die Situation der Jungen ist fatal“, sagte Sinn dem Nachrichtenportal „t-online“.
Der Ökonom konstatiert, dass die Babyboomer-Generation zu wenige Kinder bekommen habe, um das Rentensystem stabil zu halten. Nun mache sie hohe Schulden, „um für sich die Konsequenzen zu vermeiden – während die Jungen die Schulden an der Backe haben“. Zwar zeigt er aus Sicht der Alten Verständnis dafür, fordert die Jüngeren zugleich aber auf, dies nicht hinzunehmen. Sein Appell: „Bekommt Kinder! Diese Vorstellung, dass man ohne Kinder in dieser Welt leben und überleben kann, fällt doch jetzt gerade in sich zusammen.“
Sinn, der früher Präsident des Münchner Ifo-Instituts war, rechnet damit, dass die demografischen Folgen bald deutlich sichtbar werden. „Wir werden bei den Babyboomern eine schlimme Altersarmut und Pflegebedürftigkeit beobachten“, sagte der Ökonom weiter. Seiner Voraussicht nach werde das zu einem gesellschaftlichen Umdenken führen. „Der liebe Gott“ werde das demografische Problem nicht lösen. Das müsse die Gesellschaft selbst tun.
Die schwarz-rote Koalition streitet derzeit über eine Rentenreform. Auch innerhalb der Parteien herrscht Uneinigkeit. Im Kern geht es um die sogenannte Haltelinie bei der Rente, also das Absicherungsniveau der Rente im Verhältnis zu den Löhnen.
Im Koalitionsvertrag haben CDU, CSU und SPD vereinbart, diese Haltelinie für das Rentenniveau bei 48 Prozent bis 2031 zu verlängern. Kritiker bemängeln, dass die jetzt ausformulierten Pläne Folgenkosten in Milliardenhöhe in den Jahren nach 2031 hätten. Denn in dem vom Kabinett beschlossenen Rentengesetzentwurf – den auch Kanzler Friedrich Merz (CDU) verteidigt hat – ist vorgesehen, dass das Rentenniveau auch nach 2031 um rund einen Prozentpunkt höher als im geltenden Recht liegen soll.
Gerade in der Union gibt es heftigen Protest dagegen. Die Junge Gruppe in der CDU/CSU-Fraktion verlangt Änderungen. Die Parteispitze um Kanzler Friedrich Merz sowie den CSU-Vorsitzenden Markus Söder hingegen dringen auf eine schnelle Verabschiedung des Rentenpakets.
Auch die SPD bleibt im Streit um das Rentenpaket hart. Generalsekretär Tim Klüssendorf (SPD) betonte am Montag die zentrale Bedeutung der gesetzlichen Rentenversicherung und warnte vor einer verkürzten Debatte über deren Kosten.
Die gesetzliche Rentenversicherung ist das Instrument, „auf das sich die meisten Menschen in diesem Land verlassen, wenn es um ihre Altersversorgung geht“. Angesichts dessen, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung – im Osten rund drei Viertel – ausschließlich auf die gesetzliche Rente angewiesen sei, müsse das Rentenniveau von 48 Prozent stabil bleiben. (Tsp/dpa)
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