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Ferdinand Marcos Jr., Präsidentschaftskandidat und Sohn des verstorbenen Diktators Marcos, bei einer Wahlkampfveranstaltung.

© Aaron Favila/AP/dpa

Update

Präsidenten-Wahl auf den Philippinen: Diktatorensohn Ferdinand Marcos Junior zeichnet sich als klarer Sieger ab

40 Jahre nach der Absetzung seines Vaters scheint Marcos Junior nun den umstrittenen Staatschef Duterte zu beerben. Überschattet wurde die Wahl von Gewalt.

Bei der Präsidentschaftswahl auf den Philippinen zeichnet sich ein klarer Sieg des Diktatorensohns Ferdinand Marcos Junior ab. Wie philippinische Medien am Montag unter Berufung auf die amtliche Wahlkommission berichteten, lag der Sohn des gleichnamigen früheren Machthabers bei mehr als doppelt so vielen Stimmen wie seine Hauptrivalin, die amtierende Vizepräsidentin Leni Robredo.

2016 hatte Marcos Jr. nur knapp das Rennen um die Vizepräsidentschaft gegen Robredo verloren. Nachdem mehr als 60 Prozent der 70.000 Wahllokale ihre Resultate an die Kommission übermittelt hatten, kam Marcos nun auf über 20 Millionen Stimmen. Robredo lag hingegen nur bei 9,4 Millionen Stimmen.

Ferdinand Marcos Junior bewarb sich rund dreieinhalb Jahrzehnte nach der Absetzung seines Vaters und der Vertreibung der Familie ins Exil um die Nachfolge des umstrittenen Präsidenten Rodrigo Duterte.

Nach sechs Jahren autoritären Regierens durch diesen befürchten Menschenrechtsaktivisten, Führer der katholischen Kirche und politische Analysten, dass ein Präsident Marcos Junior noch autokratischer regieren könnte. "Wir glauben, dass dies die Menschenrechtskrise im Land verschärfen wird", sagte Cristina Palabay, Generalsekretärin der Menschenrechtsallianz Karapatan.

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Im Wahlkampf hatte Marcos Junior eine groß angelegte Medienkampagne zur Beschönigung der 20-jährigen Diktatur seines Vaters gefahren. Weit verbreiteter Klientelismus und allgemeine Enttäuschung der Wähler über die Bilanz vergangener Regierungen befeuerten zudem das nun wahrscheinliche Comeback des Marcos-Clans.

Gewalt am Wahltag

Überschattet von gewaltsamen Attacken haben die Menschen auf den Philippinen einen neuen Präsidenten gewählt. Auf der Insel Mindanao eröffneten Angreifer am Montag das Feuer auf eine Schule, die als Wahllokal diente. Dabei wurden der Polizei zufolge drei Wachmänner getötet und ein vierter verletzt. Bei einer weiteren Attacke mit einer Granate wurden auf der Insel neun Menschen verletzt.

Die Wahllokale auf den Philippinen schließen um 19.00 Uhr Ortszeit (13.00 Uhr MESZ). Fast 40 Jahre nach der Absetzung seines Vaters und der Vertreibung der Familie ins Exil galt Diktaktoren-Sohn Ferdinand Marcos Junior als Favorit für die Nachfolge des umstrittenen Präsidenten Rodrigo Duterte. Nun hat er sich scheinbar durchsetzen können.

Bevor Marcos Junior in einer Grundschule in der nördlichen Stadt Batac an der Seite seiner Familie seine Stimme abgab, wurde das Gebäude von Bombenspürhunden durchkämmt.

Zehn Kandidaten standen zur Wahl

Insgesamt standen zehn Kandidaten zur Wahl, doch nur die amtierende Vizepräsidentin Leni Robredo und Marcos Junior wurden realistische Chancen zugerechnet. In jüngsten Umfragen lag der 64-jährige Marcos bei 56 Prozent und damit deutlich vor seiner Rivalin. Robredo gab ihre Stimme in einer Schule in der zentralen Provinz Camarines Sur ab, wo sie von Anhängern bejubelt wurde.

Bereits vor Sonnenaufgang standen Menschen vor Grundschulen und anderen Wahllokalen auf dem Archipel Schlange, um ihre Stimme abzugeben. „Die langen Schlangen sind großartig. Die Philippiner wollten gehört werden, und zwar laut“, sagte George Garcia von der Wahlkommission. Es wird erwartet, dass die Wahlbeteiligung unter den mehr als 65 Millionen stimmberechtigten Philippinern hoch sein wird.

Mehr als 60.000 Sicherheitskräfte waren am Montag zum Schutz der Stimmzettel und Wahlhelfer im Einsatz. Neben dem Staatsoberhaupt wurden auch tausende lokale Posten neu gewählt.

Menschen stehen vor einem Wahllokal in Manila Schlange.
Menschen stehen vor einem Wahllokal in Manila Schlange.

© Willy Kurniawan/REUTERS

Wenige Stunden vor Beginn der Abstimmungen wurden in der Unruheprovinz Maguindanao auf Mindanao zwei Wahllokale mit Granaten angegriffen. Während einer der Angriffe ohne Opfer blieb, wurden beim anderen nach Behördenangaben neun Menschen verletzt. Demnach handelte es sich um die Bewohner weit entfernter Bergdörfer, die für die Abstimmung extra stundenlang in die nächstgelegene Stadt gelaufen waren.

Die Tochter des amtierenden Präsidenten und Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, Sara Duterte, sagte, sie hoffe, dass die Wähler durch die Gewalt nicht „entrechtet“ würden. Marcos Junior hatte jüngst vor Wahlmanipulation gewarnt – seine Anhänger sollten einen „erneuten Diebstahl der Wahl“ verhindern.

Auf Mindanao im Süden des Archipels gibt es zahlreiche bewaffnete Gruppen, die von kommunistischen Aufständischen bis hin zu militanten Islamisten reichen. Bei Wahlen kommt es regelmäßig zu tödlichen Anschlägen. Der diesjährige Wahlkampf war allerdings vergleichsweise ruhig. Nach Angaben der Polizei gab es seit dem 9. Januar bis Sonntag nur 16 „bestätigte Vorfälle im Zusammenhang mit den Wahlen“, darunter vier Schusswaffenangriffe. Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 waren es 133 Vorfälle. (AFP)

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