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Sein Platz. Am Sonntag stimmten die Duisburger darüber ab, ob sie ihren Oberbürgermeister Adolf Sauerland weiter im Amt haben wollen.

© dapd

Update

Bürgerinitiative erreicht ihr Ziel: Duisburgs Oberbürgermeister abgewählt

Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland ist abgewählt. Sauerland stand seit dem Loveparade-Unglück in der Kritik – freiwillig gehen wollte er nicht.

Peter Greulich bemühte sich, so unbeteiligt wie möglich zu erscheinen. Um exakt 19 Uhr 38 trat der Duisburger Stadtdirektor am Sonntagabend ans Mikrofon, um zu verkünden, was seit einer halben Stunde durch die Flure des historischen Rathauses der Ruhrstadt waberte: Die Bürger haben ihren Oberbürgermeister Adolf Sauerland abgewählt. Nur wer Greulich gut kennt, bemerkte freilich, wie sehr es hinter der Fassade des wie immer braun gebrannten Gesichts rumorte. Der grüne Politiker Greulich gehörte bis zum Schluss zu der beständig kleiner werdenden Schar jener, die den Oberbürgermeister unterstützten. Es mag ihm durch den Kopf gegangen sein, dass er die Bürger seiner Stadt pauschal als zu schwerfällig bezeichnet hatte und ihn an diesem Tag mehr als 40 Prozent der Wahlberechtigten eines Besseren belehrten. „Insgesamt haben 151 390 Menschen ihre Stimme abgegeben“, beginnt Greulich dann seinen kleinen Vortrag und verkündet schließlich die entscheidende Zahl, „mit Ja haben 129 833 gestimmt“.

In dem Moment bricht ein ohrenbetäubender Jubel vor dem Ratssaal los, Menschen umarmen sich im Blitzlichtgewitter, man spürt, welche Last von ihren Schultern fällt. Die Kameras fangen vor allem Theo Steegmann ein, der unzählige Hände schütteln muss und immer wieder in den Arm genommen wird. Steegmann war der Kopf der Initiative gegen Sauerland, seit Monaten hatte er mit seiner Truppe für die Abwahl des Duisburger Stadtoberhauptes getrommelt. „Die Duisburger Bürger können stolz sein“, platzt es aus ihm heraus, „wir haben uns die Würde der Stadt zurückerkämpft“.

Noch am Vortag hatte Steegmann nur verhalten optimistisch gewirkt, er wusste, wie schwer es werden würde, das nötige Quorum von etwas mehr als 91 000 Stimmen zu überspringen. Dass es eine breite Mehrheit gegen Sauerland in der Stadt gibt, war ihm klar, angesichts der Wahlmüdigkeit gab es aber berechtigte Zweifel, ob wirklich jeder vierte Wahlbürger den Weg zur Urne finden würde.

Genau darauf hatten Adolf Sauerland und seine christdemokratischen Freunde gesetzt. Die Parteiführung hatte offen dazu aufgerufen, an diesem Tag daheim zu bleiben. Schon am Sonntagnachmittag sickerte allerdings durch, dass die Wahlbeteiligung die entscheidende Marke von 40 Prozent übersteigen würde. Nach Lage der Dinge konnte das nur bedeuten, dass Sauerlands Zeit abgelaufen ist. Selbst an der Kommunalwahl hatten sich zuletzt nur rund 45 Prozent der Duisburger beteiligt.

Sauerland selbst braucht anschließend noch eine gute halbe Stunde, um im Rathaus seine Niederlage einzugestehen. Unter heftigen Buhrufen bahnt er sich den Weg durch die Schar seiner Gegner, um dann seinen Abgang anzukündigen. „Das wird aller Voraussicht nach Mittwoch sein“, sagt er mit Verweis auf die rechtliche Prozedur. Dass er die Stimmung in der Bürgerschaft bis zum Schluss so falsch eingeschätzt hatte, beweist er eher unfreiwillig: „Ich war mir sicher, dass bei den vielen Erfolgen die Bürger anders entscheiden würden.“

Hinten im Saal lauscht der sozialdemokratische Innenminister des Landes, Ralf Jäger, den letzten Worten des scheidenden Oberbürgermeisters. „Ich bin als Duisburger erleichtert, dass das Ergebnis so eindeutig ist“, freut er sich, um dann allerdings rasch hinzuzufügen, dass er genau den Fehler nicht zu machen beabsichtigt, den die CDU seit Wochen beschwört: „Wir werden einen Kandidaten oder eine Kandidatin suchen, die über die Grenzen der Partei hinweg aus Zustimmung stößt.“ Dass die Duisburger genau darauf achten werden, machte auch Theo Steegmann deutlich: „Wir als Initiative werden Wahlprüfsteine vorlegen, die breite Beteiligung der Bürger müssen wir erhalten.“

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