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Politik: Ein bisschen Hoffnung auf Freiheit für Betancourt

Berlin - Nach der Freilassung zweier Frauen aus jahrelanger Gefangenschaft der kolumbianischen Farc-Guerilla wächst weltweit die Hoffnung, dass auch die übrigen mehr als 40 Geiseln der marxistischen Rebellenorganisation freikommen könnten, unter ihnen die kolumbianisch-französische Grünen-Politikerin Ingrid Betancourt. Doch Andreas Boeckh warnt vor überzogenen Erwartungen: „Ingrid Betancourt ist das ganz große Faustpfand der Farc, das werden sie nicht ohne weiteres aus der Hand geben“, sagte der Tübinger Lateinamerikaexperte dem Tagesspiegel am Freitag.

Von Michael Schmidt

Berlin - Nach der Freilassung zweier Frauen aus jahrelanger Gefangenschaft der kolumbianischen Farc-Guerilla wächst weltweit die Hoffnung, dass auch die übrigen mehr als 40 Geiseln der marxistischen Rebellenorganisation freikommen könnten, unter ihnen die kolumbianisch-französische Grünen-Politikerin Ingrid Betancourt. Doch Andreas Boeckh warnt vor überzogenen Erwartungen: „Ingrid Betancourt ist das ganz große Faustpfand der Farc, das werden sie nicht ohne weiteres aus der Hand geben“, sagte der Tübinger Lateinamerikaexperte dem Tagesspiegel am Freitag.

Nach wie vor gibt es 774 Farc-Geiseln, wie die Tageszeitung „El Tiempo“ berichtet. Ob das Entgegenkommen die Farc nun in ein besseres Licht rückt, bleibt fraglich. Am 22.Dezember begingen zwei Gefangene ein trauriges Jubiläum: Die beiden Soldaten Jose Libio Martinez und Pablo Emilio Moncayo sind seit zehn Jahren in der Gewalt der größten Guerillaorganisation des Landes. Boeckh äußerte sich skeptisch, ob es sich bei der jüngsten Befreiungsaktion um mehr als einen taktischen Achtungserfolg handle. Die Frage sei, „ob das ein erster Schritt der Farc war, dem weitere folgen“, der Beginn eines Prozesses, der sie aus der bewaffneten Ecke ins politische Geschäft zurückbringe, oder ob es nur darum ging, „Uribe als friedensunfähig bloßzustellen, indem sie sich als Verhandlungspartner einer ausländischen Regierung präsentieren“, sagte Boeckh.

Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe dankte unterdessen dem venezolanischen Staatschef Hugo Chavez für seine Vermittlung bei der Befreiung von Clara Rojas, der früheren Wahlkampfmanagerin von Betancourt, und der Ex-Abgeordneten Consuelo Gonzalez. Uribe erneuerte zugleich seinen Vorschlag, eine „Zone der Begegnung“ für Gespräche über einen weiteren Gefangenenaustausch einzurichten. Als Vermittler sollte die katholische Kirche fungieren.

Rojas und Gonzalez waren am Donnerstagabend in Venezuelas Hauptstadt von ihren überglücklichen Verwandten in Empfang genommen worden. Bei der Ankunft in Caracas schloss die 44-jährige Rojas mit Tränen im Gesicht ihre 76-jährige Mutter Clara Gonzalez in die Arme. Dem privaten kolumbianischen Radiosender Caracol sagte Rojas, von Betancourt habe sie seit drei Jahren nichts gehört. Die Rebellen hätten sie „aus Sicherheitsgründen“ von ihr getrennt. Die 57-jährige Gonzalez wurde von ihren Töchtern in Empfang genommen. Zum ersten Mal begegnete sie ihrer zwei Jahre alten Enkelin. Beide Geiseln berichteten, sie hätten vor der Übergabe 20 Tage durch den Dschungel wandern müssen.

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