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Politik: Einheimische UN-Mitarbeiter in Ost-Timor getötet. Indonesien verstärkt seine Truppen

Indonesien hat am Freitag weitere 1400 Soldaten nach Ost-Timor geschickt, wo Gegner der Unabhängigkeit die Bevölkerung terrorisieren. Proindonesische Milizen besetzten mehrere Städte und Dörfer.

Indonesien hat am Freitag weitere 1400 Soldaten nach Ost-Timor geschickt, wo Gegner der Unabhängigkeit die Bevölkerung terrorisieren. Proindonesische Milizen besetzten mehrere Städte und Dörfer. Das Ergebnis der Volksabstimmung soll am heutigen Sonnabend verkündet werden, wie der indonesische Verteidigungsminister Wiranto mitteilte.

Neben der Truppenverstärkung wurden auch 400 zusätzliche Bereitschaftspolizisten nach Ost-Timor geschickt. Bisher haben die indonesischen Sicherheitskräfte nach Angaben von UN-Beobachtern aber nur zögerlich auf die Ausschreitungen der Milizen reagiert. "Die indonesische Polizei unternimmt nichts, um die Gewalt zu stoppen", sagte der amerikanische UN-Mitarbeiter David Peace, einer von 54 Helfern, die aus der von Milizen gestürmten Stadt Maliana nach Dili gebracht wurden.

"Sie brennen alles nieder, sie sind völlig außer Kontrolle", sagte ein anderer aus Maliana eingetroffener UN-Mitarbeiter. In der 60 Kilometer südwestlich von Dili gelegenen Stadt hatten Hunderte von Unabhängigkeitsgegnern die UN-Vertretung belagert. Die UN-Helfer retteten sich in die Polizeiwache. Zwei Fahrer der UN wurden von der Menschenmenge getötet. Damit stieg die Zahl der seit Montag umgebrachten UN-Mitarbeiter auf vier.

Auch in der Provinzhauptstadt Dili kam es am Freitag zu schweren Unruhen. "Die Leute rennen um ihr Leben, es herrscht Panik", sagte ein Bewohner des umkämpften Stadtteils Becora. Dort gingen mehrere Wohnhütten in Flammen auf. Die Mission der Vereinten Nationen in Dili erklärte, angesichts der sich rapide verschlechternden Sicherheitslage stehe sie ohne Verteidigung da. Unterdessen wurde die Auszählung der Stimmen unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen fortgesetzt.

Die hohe Beteiligung an dem Referendum von mehr als 98 Prozent wird als Indiz für einen Sieg der Separatisten gewertet. Diese wollen die einseitige Annexion von Ost-Timor durch Indonesien im Jahr 1976 rückgängig machen und in der ehemaligen portugiesischen Kolonie einen eigenen Staat errichten.

Friedensnobelpreisträger Jose Ramos Horta, der internationale Sprecher der Unabhängigkeitsbewegung, forderte unterdessen am Freitag die Einstellung aller internationalen Finanzhilfen für Indonesien. "Es ist offensichtlich, dass die indonesische Armee Teil des Problems, nicht Teil zu seiner Lösung ist", sagte Horta der australischen Zeitung "Sydney Morning Herald", bevor er am Freitag in die USA flog. Dort will er unter anderem mit der Weltbank über die Unterstützung Indonesiens sprechen. Ramos Horta sprach sich auch für eine Friedenstruppe der Vereinten Nationen in Ost-Timor aus.

Wegen der Eskalation der Gewalt lehnt auch Indonesien die Stationierung einer Friedenstruppe der Vereinten Nationen in Ost-Timor nicht mehr kategorisch ab. UN-Sprecher David Wimhurst sagte jedoch, selbst wenn der UN-Sicherheitsrat zustimme, würde es Wochen dauern, bis die internationalen Truppen in Ost-Timor stationiert seien.

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