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Ein Soldat steht auf den Straßen von Guinea-Bissau im April 2012 (Archivfoto).

© Alfa Balde/AFP

Update

Angriff auf Präsidentenpalast: Elf Tote bei Putschversuch in Guinea-Bissau

Für den Umsturzversuch sei „eine nicht identifizierte bewaffnete Gruppe“ verantwortlich, so die Regierung. Es hatte einen fünfstündigen Schusswechsel gegeben.

Stand:

Bei einem Putschversuch im westafrikanischen Guinea-Bissau sind elf Menschen getötet und mehrere andere schwer verletzt worden. Das teilte die Regierung in der Nacht zum Donnerstag mit. Präsident Umaro Sissoco Embaló hatte nach dem Angriff auf den Präsidentenpalast am Dienstagabend zunächst keine genauen Opferzahlen genannt. Die lokale Radiostation Bantaba hatte von sechs Toten berichtet.

Für den Umsturzversuch in der ehemaligen portugiesischen Kolonie sei „eine nicht identifizierte bewaffnete Gruppe“ verantwortlich gewesen, so die Regierung. Embaló hatte zuvor angedeutet, es könne sich um „Personen im Zusammenhang mit dem Drogenhandel“ handeln. Der instabile Staat mit knapp zwei Millionen Einwohnern gilt als Knotenpunkt für den Kokain-Schmuggel zwischen Lateinamerika und Europa.

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Sicherheitskräfte hätten den Angriff nach einem fünfstündigen Schusswechsel am Dienstabend stoppen können, hieß am Mittwoch. In der ehemaligen portugiesischen Kolonie mit knapp zwei Millionen Einwohnern sei wieder „Ruhe eingekehrt“, sagte der Präsident. Embaló sprach von einem „gut vorbereiteten und organisierten Angriff“ durch Soldaten.

Der Präsident warf den Verantwortlichen des nach seinen Worten gescheiterten Putschversuchs vor, sie hätten ihn und die Regierung töten wollen. „Sie wollten nicht nur einen Staatsstreich, sie wollten den Präsidenten der Republik, den Premierminister und die Minister umbringen“, sagte er laut der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa.

Die regionale Staatengemeinschaft Ecowas, die Afrikanische Union und UN-Generalsekretär António Guterres äußerten sich „zutiefst besorgt“ und forderten die sofortige Rückkehr zur verfassungsgemäßen Ordnung.

Der Präsident von Guinea-Bissau, Umaro Sissoco Embalo, im November 2021 beim Pariser Friedensforums (Archivbild).

© Michel Euler/AP/dpa

Der Vorsitzende der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat, forderte das Militär in einer bei Twitter verbreiteten Stellungnahme auf, sich zurückzuziehen und die körperliche Unversehrtheit des Präsidenten und seiner Regierungsmitglieder sicherzustellen.

Guinea-Bissau hat seit seiner Unabhängigkeit 1974 neun Staatsstreiche und Putschversuche erlebt und gilt als wichtiger Knotenpunkt für den Drogenhandel, insbesondere für Kokain. Das Land liegt an der Atlantikküste. Nördlich grenzt die ehemalige portugiesische Kolonie an den Senegal, südlich an Guinea. Der Putschversuch folgt Umstürzen in den westafrikanischen Staaten Mali, Guinea und Burkina Faso, in denen das Militär die Macht an sich riss.

Umstürze in der Region häufen sich

Die AU suspendierte erst Anfang dieser Woche die Mitgliedschaft Burkina Fasos bis zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung in dem Land mit seinen 21 Millionen Einwohnern. Meuternde Soldaten hatten dort den demokratisch gewählten Präsidenten Roch Marc Christian Kaboré am 24. Januar gestürzt und die Macht übernommen.

Burkina Faso befindet sich ebenso wie Mali vor allem wegen des zunehmenden islamistischen Terrors in der Sahelzone in einer schweren politischen Krise. Wegen einer Weigerung der malischen Militärjunta zur Abhaltung baldiger Neuwahlen hat die Staatengemeinschaft Ecowas strikte Sanktionen gegen den Krisenstaat verhängt.

In Mali hat die Bundeswehr ihren größten Auslandseinsatz. Sie ist dort mit gut 1350 Soldaten als Teil der EU-Ausbildungsmission EUTM sowie der UN-Friedensmission Minusma vertreten. Der französischen Ex-Kolonie mit ihren 20 Millionen Einwohnern machen seit Jahren islamistische Terrorgruppen zu schaffen. Auch langwierige Dürren und Hungersnöte plagen die Menschen dort. (dpa)

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