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Ellen Ueberschär.

© dpa

Grüne und Kirchen: Ellen Ueberschär

Die Generalsekretärin des Kirchentags wechselt an die Spitze der Heinrich-Böll-Stiftung. Das ist bemerkenswert. Ein kleines Porträt.

Seit zehn Jahren ist Ellen Ueberschär Generalsekretärin und Gesicht des evangelischen Kirchentags. Die 48-Jährige kann Dutzende Großprojekte gleichzeitig managen, behält auch im größten Trubel den Überblick und meistens auch die gute Laune. Zu den Kirchentagen kommen alle zwei Jahre bis zu 300 000 Menschen in wechselnden deutschen Großstädten zusammen.
Zum 1. Juni 2017 wird Ueberschär voraussichtlich zur Heinrich- Böll-Stiftung wechseln, die den Grünen nahe steht. Sie soll dem 65-jährigen Ralf Fücks nachfolgen, der nach 20 Jahren an der Spitze ausscheiden will. So hat es der Aufsichtsrat der Böll-Stiftung am Freitag entschieden. Aufsichtsratsvorsitzende Christa Goetsch, die frühere Hamburger Schulsenatorin, geht davon aus, dass die Mitgliederversammlung die Personalie auf ihrer Tagung Ende November bestätigen wird. Da die Grünen auf Doppelspitzen setzen, wird auch die Böll- Stiftung von zwei Personen geleitet. Fücks’ bisherige Co-Vorsitzende, die 60-jährige Barbara Unmüßig, will erneut antreten.

Zum ersten Mal soll kein erfahrener Politiker in das Amt wechseln

Ueberschär stammt aus Ostberlin und hat ihre ersten politischen Erfahrungen während der Bürgerrechtsbewegung gesammelt. Eigentlich wollte sie Medizin studieren, was ihr der Staat verwehrte. Sie entschied sich für Theologie.
Die Kirchentage der vergangenen zehn Jahre versuchten nicht nur, „gesellschaftliche Zeitansagen“ zu machen, sondern thematisierten auch Lebensstilfragen und erweiterten das Spektrum an spirituellen Angeboten. Was die politische Haltung angeht, gibt es viele Überschneidungen zwischen Kirchentagsbesuchern und Grünen- Wählern – von der Friedens- und Klimapolitik bis zum Umgang mit Flüchtlingen und Fragen der Gerechtigkeit und der Menschenrechte. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt ist ebenfalls Theologin und leitete 2011 den Kirchentag als Präsidentin. Und doch ist Ueberschärs Wechsel zur Böll-Stiftung bemerkenswert: Zum ersten Mal übernimmt kein erfahrener Politiker das Spitzenamt. Die Sensoren in die Partei hinein wird sie noch entwickeln müssen. Aufsichtsratsvorsitzende Christa Goetsch lobte Ueberschärs „klaren politischen Kompass“ und ihre Fähigkeiten als „bundes- und europaweite Netzwerkerin“. Vor ihrem Wechsel steht Ueberschär noch eine große Herausforderung bevor: Sie muss den Kirchentag im Mai 2017 in Berlin und Wittenberg managen. Er soll das zentrale Ereignis des 500. Reformationsjubiläums werden.

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