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Politik: Erloschener Titel

Hamburger Staatsrat nennt sich offenbar zu Unrecht Professor

Der kleine Zusatz „Prof.“ stiftet derzeit in Hamburg große Verwirrung. Dr. Roland Salchow (CDU), Staatsrat der Wissenschaftsbehörde, ist unter Druck geraten, weil er sich offenbar zu Unrecht mit einem Professoren-Titel schmückte. Jetzt prüft die Staatsanwaltschaft, ob sich Salchow des Missbrauchs von Titeln schuldig gemacht hat. Auf der Homepage des Senats, auf Visitenkarten, im Organigramm der Behörde, ja sogar auf dem Wahlzettel: Überall tauchte der 58-Jährige als Professor auf. Den Titel erwarb und trug er als Direktor des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie. Mit einer akademischen Karriere und Habilitation allerdings hat die Bezeichnung nichts zu tun. Und: Mit dem Ausscheiden als Direktor des Bundesamtes erlischt die Amtsbezeichnung, heißt es im Bundesverkehrsministerium.

Als Salchow im Jahr 2001 Staatsrat wurde, nahm er die Bezeichnung „Direktor und Professor a. D.“ (außer Dienst) einfach mit. Und fiel danach nicht durch Dementis auf, wenn er als „Prof.“ tituliert wurde. Die CDU musste zugeben, Salchow auf dem Stimmzettel falsch bezeichnet zu haben. Auch auf einem CDU-Podium hatte der Vertraute von Bürgermeister Ole von Beust hinter dem imagefördernden Etikett Platz genommen. Salchow behauptete, das Bundesverkehrsministerium habe ihm 2001 telefonisch mitgeteilt, dass die Amtsbezeichnung mit dem Zusatz „a. D.“ möglich sei. Doch Schriftliches kann er nicht vorweisen. Salchow bedauert zudem, dass er anfangs mindestens sechs Briefe „als Professor unterzeichnet“ habe. Danach habe er „auf formale Korrektheit geachtet“. Die Wissenschaftsbehörde hatte anfangs behauptet, Salchow trüge die Bezeichnung „Direktor und Professor a. D.“ zu Recht. Davon ist nun nicht mehr die Rede. Die SPD- Wissenschaftspolitikerin Barbara Brüning hält den Vorgang für „blamabel“. Sie fordert, im Falle von Ermittlungen, Salchow von seinen Aufgaben zu entbinden.

Günter Beling[Hamburg]

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