zum Hauptinhalt
Beamte eines Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei stehen während einer Razzia vor einer Wohnung.

© Markus Scholz/dpa

Update

Razzia bei „Aryan Circle Germany“: Ermittlungen gegen bekannten Rechtsextremisten

Die Mitglieder der Gruppe „Aryan Circle Germany“ sind im Visier der Polizei. Darunter auch Bernd Tödter, der auch heute noch als Skinhead auftritt.

Von Frank Jansen

Seit Jahren ist er als gewalttätiger Rechtsextremist und Szeneanführer bekannt, jetzt haben ihn die Sicherheitsbehörden wieder einmal im Visier: Die Staatsanwaltschaft Flensburg ermittelt gegen Bernd Tödter und elf weitere Rechte im Alter von 19 bis 57 Jahren wegen des Verdachts, eine kriminelle Vereinigung gebildet und mehrere Straftaten begangen zu haben.

Seit dem frühen Morgen durchsuche die Polizei Objekte in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und im brandenburgischen Beeskow, sagte am Dienstag die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Stephanie Gropp. Tödter und seine Anhänger hatten im Sommer 2019 in Bad Segeberg die Gruppierung „Aryan Circle Germany“ gegründet. Gropp nannte als „Zweck“ die Begehung fremdenfeindlicher Straftaten, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verstöße gegen das Waffengesetz.

Bei den Ermittlungen geht es auch um den Verdacht, Bernd Tödter und seine Leute betrieben die Gruppierung „Sturm18“ weiter, die der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) im Oktober 2015 verboten hatte. Die Zahl 18 steht in der Szene für die Buchstaben A und H, gemeint ist Adolf Hitler.

Im August 2019 schrieb Tödter seinen Anhängern in einer internen Nachricht, die hinter „Sturm 18“ stehenden Personen seien „nicht gebrochen“. Die Gruppe sei wiederauferstanden und treibe ihr „(Un)wesen jetzt unter der Fahne des international tätigen Aryan Circle“. Tödter bezieht sich auf eine rechtsextreme Organisation mit demselben Namen in den USA, die zahlreiche Gewalttaten begangen hat.

Speichermedien und Amphetamine sichergestellt

Das auf Recherchen zum Rechtsextremismus spezialisierte, antifaschistische Internetportal Exif hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass Tödter von der amerikanischen Vereinigung autorisiert wurde, in Deutschland einen Ableger aufzubauen.

Bei den Durchsuchungen seien „unglaublich viele Speichermedien“ gefunden worden, sagte Oberstaatsanwältin Gropp. Die Polizei nahm auch Messer mit, scharfe Waffen wurden nicht entdeckt. Es gebe keine Hinweise auf einen geplanten Anschlag, sagte Gropp. Gefunden wurden bei den Durchsuchungen auch Betäubungsmittel. Gropp sprach von Amphetaminen. Festnahmen habe es „mangels Haftgründen“ keine gegeben.

Anhänger des „Aryan Circle Germany“ sollen im September 2019 in Lübeck Linke angegriffen haben. Im Oktober sollen drei Personen aus der Gruppierung in einem Ort bei Bad Segeberg Nazi-Gegner attackiert haben, die rechtsextreme Aufkleber entfernten. Die Angreifer sollen Pfefferspray eingesetzt und zwei Opfern ins Gesicht geschlagen haben.

Tödter tritt heute noch als Skinhead auf

Bernd Tödter ist schon seit Jahrzehnten in der Szene aktiv. Der 45-Jährige tritt auch heute noch als Skinhead auf – mit Glatze, Bomberjacke, Springerstiefel. 1993 prügelte Tödter in seinem Heimatort Bad Segeberg mit einem weiteren Rechten einen Obdachlosen zu Tode. Der Rechtsextremist kam allerdings mit dreieinhalb Jahren Haft davon.

Nach der Entlassung folgten weitere Delikte, auch Gewalttaten. Tödter musste mehrmals ins Gefängnis. 2001 zog er nach Kassel und zog wieder rechtsextreme Gruppierungen auf, darunter Sturm 18. Am 20. April 2012, dem Geburtstag von Adolf Hitler, gründete Tödter in der JVA Hünfeld (Hessen) die Gruppierung „Aryan Defense Jail Crew“.

Im NSU-Prozess am Oberlandesgericht München trat der Rechtsextremist als Zeuge auf. Der Strafsenat hatte Tödter geladen, weil er der Polizei erzählt hatte, er habe sich in Kassel mit den NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos getroffen. Die beiden hatten im April 2006 in der hessischen Stadt den türkischstämmigen Halit Yozgat in seinem Internetcafé erschossen. Im Prozess schwadronierte Tödter als Zeuge laut und wirr herum. Ob er mit dem NSU in Verbindungen gestanden hatte, blieb offen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false