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Der damalige Rapper "Deso Dogg", mit bürgerlichem Namen Denis Cuspert.

© dpa/Di Matti

Ermittlungen gegen Omaima A.: Witwe von IS-Agitator Cuspert lebt unbehelligt in Hamburg

Omaima A. heiratete den Berliner Ex-Rapper in Syrien, mutmaßlich war sie selbst beim IS. Nun lebt sie unauffällig als Event-Managerin. Wie kann das sein?

Von Frank Jansen

Der Fall ist bizarr, inzwischen befasst sich damit auch die Bundesanwaltschaft. Die Witwe von Denis Cuspert, einst einer der eifrigsten deutschen Agitatoren der Terrormiliz „Islamischer Staat“, lebt  unbehelligt in Hamburg, obwohl sie mutmaßlich auch beim IS war. Omaima A. ist in der Hansestadt als Event-Managerin und Übersetzerin tätig, unauffällig und ohne Kopftuch.

Die Geschichte hat jetzt die libanesische Journalistin Jenan Moussa publik gemacht, mit belastenden Informationen über Omaima A. Das könnte der 34-jährigen Frau und mehrfachen Mutter nun Ärger bereiten. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen die Frau wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.

Das Verfahren ist schon länger anhängig, bislang gab es jedoch keinen Haftbefehl. Mit dem Material von Jenan Moussa könnte die Bundesanwaltschaft Erkenntnisse gewinnen, die für eine Festnahme reichen. Die Journalistin des in Dubai ansässigen Fernsehsenders Al Aan TV hat nach eigenen Angaben ein Handy von Omaima A. erhalten und ausgewertet. Wie Moussa an das Mobiltelefon kam, sagt sie nicht, doch die Dateien im Umfang von 36 Gigabyte sind offenbar ergiebig

Die Bilder zeigen Omaima A., mutmaßlich auch beim IS, mit einer Waffe. Auf Fotos mit Denis Cuspert ist sie offenbar die Frau, die neben ihm bis auf einen Sehschlitz verschleiert ist. Cuspert hält ein Sturmgewehr im Arm. Schon diese Bilder könnten den Verdacht begründen, die Frau sei nicht nur als Anhängsel eines Dschihadisten in Syrien gewesen, sondern habe auch mit dem bekannten Kämpfer für die Propaganda der Terrormiliz posiert.

Sicherheitskreise sagen, Omaima A. sei im Januar 2015 von Frankfurt am Main in Richtung Syrien ausgereist, mit ihren drei kleinen Kindern. In der Türkei habe sie ihr damaliger Ehemann, der deutsche Salafist Nadir Hadra, abgeholt. Dann ging es gemeinsam nach Syrien zum IS. Fotos aus dem Handy von A. zeigen mutmaßlich ihre Kinder, die mit IS-Symbolen und Waffen posieren.

Omaima A. kehrt 2016 nach Deutschland zurück

Nadir Hadra stirbt 2015 bei den Angriffen des IS auf die kurdische Stadt Kobane im Norden Syriens. Omaima A. wendet sich Hadras Freund Cuspert zu. Die Frau habe den Berliner Ex-Rapper offenbar nach islamischem Recht geheiratet, sagen Sicherheitskreise. Doch im September 2016 kehrt Omaima A. nach Deutschland zurück. Warum sie Cuspert verließ, der beim IS blieb, ist unklar. Cuspert starb nach Erkenntnissen des Bundesnachrichtendienstes im Januar 2018 bei einem Luftangriff in Syrien. BND-Chef Bruno Kahl sagte einen Monat später dem Tagesspiegel, es gebe „glaubwürdige Hinweise, die darauf hindeuten, dass er tot ist“.

Omaima A. scheint sich nach der Rückkehr in die Bundesrepublik um ein bürgerliches Erscheinungsbild zu bemühen. Für eine Stellungnahme war die Frau allerdings nicht zu erreichen. Auch Jenan Moussa kam nicht weit. In einem Video zeigt sie ein Gespräch mit der Tochter von A. an der Haustür der Familie. Ein Telefonat mit Moussa bricht A. nach wenigen Worten ab.

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