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Politik: Erzbistum sagt Gottesdienst für Filbinger ab

Kardinal Sterzinsky will „Missbrauch verhindern“

Berlin - Den für diesen Dienstag geplanten Gedenkgottesdienst für den verstorbenen früheren Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Hans Filbinger, hat das Erzbistum Berlin am Montag kurzfristig abgesagt. Nach scharfen Protesten auch von Berliner Katholiken verfügte Kardinal Georg Sterzinsky, dass der geplante Gottesdienst für Filbinger in der Hedwigskathedrale nicht abgehalten werden soll.

Wie der Bistums-Sprecher Stefan Förner erklärte, wolle Sterzinsky verhindern, „dass der Gottesdienst missbraucht und missverstanden wird“. Die Initiative zu der Andacht sei vom Prälaten Wolfgang Knauft und der Domgemeinde, aber nicht vom Erzbistum ausgegangen, sagte Förner. Bei dem geplanten Gottesdienst sollte nach Angaben des Erzbistums daran erinnert werden, dass Filbinger den Berliner Priester Karl Heinz Möbius vor der Vollstreckung eines Todesurteils bewahrt habe.

Förner erklärte, auch aus katholischen Kreisen habe es massive Kritik gegeben mit dem Argument, ein solcher Gottesdienst sei der Versuch, Filbinger reinzuwaschen – und das ausgerechnet am Grab von Bernhard Lichtenberg. Der Berliner Domprobst und Nazigegner ist in der Unterkirche der Hedwigskathedrale beerdigt. Er starb wegen seines Widerstands gegen die Nazi-Diktatur 1943 auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau. Hans Filbinger war Anfang April im Alter von 93 Jahren gestorben. Er war von 1966 bis 1978 Ministerpräsident in Baden–Württemberg gewesen. Wegen seiner vom Schriftsteller Rolf Hochhuth aufgedeckten Tätigkeit als Marinerichter in der NS-Zeit musste er zurücktreten.

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