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Zwei menschen stehen im Park Schöntal in Aschaffenburg, wo die Tat geschah.

© Imago/Eibner-Pressefoto/Florian Wiegand

„Es tut wirklich weh“: Aschaffenburg trauert um Opfer der Messerattacke

Die Stadt in Bayern gedenkt des getöteten Zweijährigen und des Mannes, der starb, als er Kinder retten wollte. Geistliche und Politiker finden dabei auch warnende Worte.

Stand:

Trauer in Bayern: Vier Tage nach der tödlichen Messerattacke von Aschaffenburg haben zahlreiche Menschen am Sonntag in der Stiftsbasilika der bayerischen Stadt der beiden Opfer gedacht. „Es tut wirklich weh“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). „Ein unschuldiges kleines Kind und ein mutiger Helfer wurden aus unserer Mitte gerissen.“

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) nahmen an dem Trauergottesdienst teil.

Am Mittwoch hatte ein als psychisch krank eingestufter Flüchtling aus Afghanistan in einem Park eine Kindergartengruppe attackiert. Ein zweijähriger Junge wurde getötet. Auch ein Passant, der schützend eingreifen wollte, starb. Drei weitere Menschen wurden verletzt. Der Angreifer wurde mittlerweile in die Psychiatrie eingewiesen.

Mitgefühl, Solidarität und Zusammenhalt sind wichtiger denn je, denn um uns herum gibt es viele Spalter und Scharfmacher.

Zischan Mehmood, Aschaffenburger Imam

Dem 41 Jahre alten Helfer wird nun posthum die bayerische Rettungsmedaille verliehen, wie Söder ankündigte. Zuvor hatte er zusammen mit Faeser Kränze für die Opfer niedergelegt.

Der Aschaffenburger Imam Zischan Mehmood würdigte den zweifachen Familienvater, der dazwischenging, als der Täter am Mittwoch eine Kindergartengruppe attackierte und diese Zivilcourage mit seinem Leben bezahlte. „Er hat versucht, Menschenleben zu retten und ist damit zum Sinnbild der Menschlichkeit geworden“, sagte er. Unsere Aufgabe sei es nun, diese Menschlichkeit zu bewahren – frei von Hass und Spaltung.

„Leider wurde diese Tragödie von manchen Gruppen ausgenutzt, um Hass und Spaltung zu fördern“, kritisierte er. „Mitgefühl, Solidarität und Zusammenhalt sind wichtiger denn je, denn um uns herum gibt es viele Spalter und Scharfmacher“, sagte Mehmood. „Wir dürfen niemals zulassen, dass Trauer und Schmerz uns nun auseinanderreißen.“

17.01.2025

Das Gedenken begann mit einem ökumenischen Gottesdienst, den Würzburgs katholischer Bischof Franz Jung und der evangelische Landesbischof Christian Kopp gemeinsam gestalteten. Vor der Stiftskirche versammelten sich zahlreiche Menschen. Um 11.45 Uhr – der Uhrzeit der Tat am Mittwoch – läuteten für fünf Minuten die Glocken aller Kirchen der Stadt.

Die Vertreter der Glaubensgemeinschaften appellierten ebenso wie Söder und Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) an den Zusammenhalt der Menschen.

Markus Söder (CSU) sagte in seiner Rede, die Tat dürfe nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft führen. „Aufhetzung ist die falsche Antwort.“

© Reuters/Kai Pfaffenbach

Söder sprach in seiner Rede von einem „sinnlosen, brutalen und verstörenden Verbrechen“. Die „Folgen und Konsequenzen“ müssten „an anderer Stelle diskutiert werden“, sagte er und betonte: „Das Gute und das Böse sind keine Frage von Herkunft, Nationalität, Ethnie oder Glauben“. Die Tat dürfe nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft führen. „Aufhetzung ist die falsche Antwort.“

Söder weiter: „Es ist unfassbar, dass ein kleines Kind umgebracht wird, das am Morgen unterwegs war an einem lustigen Tag, sich vieles überlegt hat, ein ganzes Leben vor sich hatte, dieses Kind ist tot“, so der Ministerpräsident. „Ein Mann, der helfen wollte, der Zivilcourage gezeigt hat, der sich eingesetzt hat, ist ebenso gestorben. Eine unfassbare Tat an einem scheinbar friedlichen Ort.“

Herzing rief die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, „trotz aller Ängste, trotz aller Wut und Trauer auch in Zukunft in Frieden und ohne Hass“ miteinander zu leben. Herzing sagte: „Es gibt viele, die in diesen Tagen glauben, Antworten zu haben. Wir haben keine Antworten.“

Nach dem Messerangriff begann eine Debatte über Migration. Der Bund und der Freistaat machten sich gegenseitig Vorwürfe zum Umgang mit dem ausreisepflichtigen mutmaßlichen Täter. Am Montag kommt die Innenministerkonferenz (IMK) zu einer Sondersitzung zusammen. (dpa, AFP)

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