
Bleckede in Niedersachsen: Evangelische Kita lehnt Einstellung eines Syrers ab
Eigentlich wollte die Kita-Leiterin einen Syrer einstellen. Doch der Widerstand der Eltern war offenbar zu groß. Die Evangelische Landeskirche distanziert sich nun.
Es ist ein Satz, der es in sich hat. "Aufgrund der nachvollziehbaren Sorge einiger Eltern, einen männlichen Syrer bei uns zu beschäftigen, wird ... nicht bei uns arbeiten.“ Das hat die Leiterin der Evangelischen Kindertagesstätte im niedersächsischen Bleckede auf einem Aushang in der Kita formuliert. Die Echtheit des Schreibens ist von der Kita und der Landeskirche Hannover bestätigt - und der Aushang sorgt für Empörung. Auch bei der Evangelischen Kirche selbst.
Die hannoversche Landeskirche, die Diakonie in Niedersachsen und der Kirchenkreis Bleckede distanzierten sich am Freitag von dem Schreiben. "Die sehr unglückliche Formulierung könnte unterstellen, es bestehe bei männlichen Zufluchtsuchenden generell Anlass zu Sorge vor Übergriffigkeiten“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme. Dies sei nicht die Haltung der Kirche. „Die Kita-Leitung hat mit dem Aushang eigenmächtig, unüberlegt und ohne Absprache gehandelt. Sie hat die Folgen ihres Handelns nicht überblickt.“
Laut dem Schreiben hatte die Kindertagesstätte überlegt, den Flüchtling aus Syrien befristet als Hilfskraft anzustellen. Dabei hätte der Syrer nicht im pädagogischen Bereich der Kita arbeiten sollen. Aber er habe ein polizeiliches Führungszeugnis benötigt, was ihm aufgrund seines Flüchtlingsstatus nicht ausgestellt werden konnte. Dies sei auch der Grund dafür, so die Landeskirche, den Syrer doch nicht anzustellen.
Aber in der Stellungnahme heißt es auch: "Unabhängig davon entstand unter einigen Eltern eine grundsätzliche Sorge, einen ausländischen Mann auf dem Gelände der Kita arbeiten zu lassen. Offensichtlich hatte die Kita-Leitung das Gefühl, auf eine aufkommende Stimmung der Eltern entschärfend reagieren zu müssen. Daher ist es zu dem unbedachten Aushang gekommen."
Die Initiative dazu, den jungen Mann als Ein-Euro-Hilfskraft anzustellen, sei ursprünglich von der Kita-Leiterin selbst ausgegangen, sagte Bleckedes Superintendent Christian Cordes der Nachrichtenagentur epd. Allerdings habe die Kita-Leiterin dann auf zum Teil heftige Vorbehalte von Eltern reagiert. „Offensichtlich hatte die Kita-Leitung das Gefühl, auf eine aufkommende Stimmung der Eltern entschärfend reagieren zu müssen.“ (Tsp)