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Politik: Fischers Vergangenheit: Schröder stärkt seinem Außenminister den Rücken

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat seinem wegen seiner gewalttätigen Vergangenheit in massive Kritik geratenen Außenminister Joschka Fischer (Grüne) demonstrativ den Rücken gestärkt. "Joschka Fischer hat durch seine Arbeit bewiesen, dass er für unsere Außenpolitik ein wirklich guter Vertreter ist", sagte Schröder am Montag in Hannover.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat seinem wegen seiner gewalttätigen Vergangenheit in massive Kritik geratenen Außenminister Joschka Fischer (Grüne) demonstrativ den Rücken gestärkt. "Joschka Fischer hat durch seine Arbeit bewiesen, dass er für unsere Außenpolitik ein wirklich guter Vertreter ist", sagte Schröder am Montag in Hannover.

Unterdessen will die Tochter der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof, Bettina Röhl, auch nach der anstehenden Zeugenaussage von Joschka Fischer im OPEC-Prozess die Vergangenheit des Außenministers nicht ruhen lassen. Röhl kündigte an, sie werde Anzeige gegen Fischer "wegen versuchten Mordes zu Lasten des Polizeibeamten Jürgen Weber" erstatten. Das geht aus einem offenen Brief hervor, den die freie Journalistin am Montag an Bundespräsident Johannes Rau schrieb. "Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, dass ich Strafanzeige erstatte." Sie werde dies bei der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Frankfurt/Main tun.

Röhl hatte durch die Veröffentlichung von Demonstrationsfotos die jüngste Debatte um Fischers Vergangenheit ausgelöst. "Frau Röhl ist unseriös", sagte der Grünen-Geschäftsführer Reinhard Bütikofer. "Wir stehen zu Joschka Fischer als Grüne Partei", sagte der Vorsitzende Fritz Kuhn. Fischer sei ein guter Außenminister.

Der Polizist Weber war bei der so genannten Meinhof-Demonstration am 10. Mai 1976 schwer verletzt worden, ein Molotowcocktail hatte dem Polizisten schwere Brandverletzungen an beiden Beinen zugefügt. "Ich habe aus allem mir Bekannten den Schluss gezogen, dass Josef Martin Fischer die Führungsfigur schlechthin in der Gewaltgruppe war und auch parallel agierende Gewaltgruppen de facto mitstrukturierte", schreibt Röhl. Für sie gebe es keinen Zweifel daran, dass ein Anfangsverdacht wegen versuchten Mordes gegen Fischer gegeben sei.

Bettina Röhl ist die Tochter der Mitbegründerin der RAF und des früheren "Konkret"-Chefredakteurs Klaus Rainer Röhl. Seit geraumer Zeit recherchiert sie im "Fall Fischer" und wird noch im Frühjahr dieses Jahres ein Buch veröffentlichen. In diesem will sie den "Terrorismus als bloßes Phänomen grausamer, linker Dekadenz" enttarnen. Titel des Buches, das von Kiepenheuer & Witsch publiziert wird: "Sag mir, wo Du stehst." In ihrer Homepage schildert Röhl Fischers "Schlacht" und zeigt die Bilder, die Fischer als auf einen Polizisten einprügelnden Demonstranten zeigen sollen.

Fischer sei "unpolitisch, apolitisch, er war gewaltbesessen", schreibt Röhl an Rau. Die Entschuldigungen Fischers seien eine "unerträgliche Farce". Ein Vizekanzler, der eine Nation in eine Molotowcocktail-Diskussion stürze, sei ein untragbarer Zustand. Fischer sei tagelang in Sachen Gewalt aktiv gewesen und "hatte das fragwürdige Glück, lediglich dabei fotografiert zu sein, als er einem fallenden Polizisten ins Rückgrat schlug".

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