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Politik: Flugzeug-Kollision: Keine Meldung von Pilot und Besatzung

Nach dem Zusammenstoß eines US-Spionageflugzeuges mit chinesischen Abwehrjägern weisen sich Peking und Washington gegenseitig die Schuld zu. Das US-Flugzeug und die Crew seien nach einer Notlandung in chinesischem Gewahrsam, erklärte Peking.

Nach dem Zusammenstoß eines US-Spionageflugzeuges mit chinesischen Abwehrjägern weisen sich Peking und Washington gegenseitig die Schuld zu. Das US-Flugzeug und die Crew seien nach einer Notlandung in chinesischem Gewahrsam, erklärte Peking. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums warnte China davor, das mit geheimen Geräten ausgerüstete Spionageflugzeug zu betreten. Es sei "souveräner Besitz" der USA. Die US-Regierung dringt auf eine schnelle Lösung des Konflikts. Dies sei im Interesse beider Länder, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Mary Ellen Countryman.

Das Spionageflugzeug vom Typ EP-3 war am Sonntag früh rund 100 Kilometer südöstlich der chinesischen Insel Hainan außerhalb des Hoheitsgebiets der Volksrepublik mit einem chinesischen Abfangjäger zusammengestoßen. Die 24-köpfige Besetzung der US-Maschine sendete Notsignale und landete offenbar unversehrt auf dem Militärflughafen in Hainan. Der Pilot des abgestürzten chinesischen F8-Kampfflugzeuges wurde am Montag noch vermisst.

Über den Zustand der US-Besatzung gab es bis zum Montagabend keine Information. US-Botschafter Joseph Prueher nannte es "unerklärlich und unakzeptabel", dass Peking bislang den Kontakt zur Crew verhindert habe. US-Diplomaten reisten am Montag nach Hainan; es blieb jedoch unklar, ob sie die Flugzeugbesatzung treffen durften. Der Sprecher des Pekinger Außenministeriums, Zhu Bangzao, hatte am Sonntag lediglich erklärt, dass China "angemessene Vorkehrungen" für die 24 US-Soldaten getroffen habe. Das US-Spionageflugzeug habe entgegen üblicher Flugregeln "plötzlich den chinesischen Jet gerammt" und dadurch den Absturz ausgelöst, erklärte Außenamtssprecher Zhu. Anschließend sei das Flugzeug "ohne Erlaubnis der chinesischen Seite" in den chinesischen Luftraum eingedrungen und notgelandet. Peking behalte sich das Recht vor, über diesen Eingriff in das chinesischen Hoheitsgebiet mit der US-Regierung zu verhandeln.

Die USA machten dagegen eine "aggressive" Flugtaktik der Chinesen für den Unfall verantwortlich. "Chinesische Kampfflieger fingen das Flugzeug ab und einer von ihnen krachte in den Flügel des EP-3-Flugzeuges", sagte der Chef des US-Kommandos im Pazifik, Admiral Dennis Blair. Chinesische Abfangjäger seien in den vergangenen Monaten durch riskante Manöver um US-Aufklärungsflugzeuge aufgefallen. Unbestätigten Berichten des taiwanesischen Geheimdienstes zufolge, die sich auf den Funkverkehr der Piloten berufen, sollen die Jets gedroht haben, auf das US-Flugzeug zu schießen.

Der Zwischenfall hat die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen Peking und Washington verschärft. Die Vereinigten Staaten drängen vor der UN-Menschenrechtskommission auf einer Verurteilung der Lage in China. US-Abgeordnete versuchen daneben aus dem gleichen Grund, die Vergabe der Olympischen Spiele im Jahr 2008 an Peking zu verhindern. China hat zudem in den vergangenen Wochen zwei US-Wissenschaftler sowie mehrere Chinesen mit einer US-Aufenthaltsgenehmigung unter dem Vorwurf der Spionage festgenommen. Für Aufsehen sorgte dabei vor allem der Fall der US-Soziologin Gao Zhan. Ihr fünfjähriger Sohn wurde über fast vier Wochen zwangsweise von seinen Eltern getrennt in China gehalten.

Harald Maass

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