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Politik: Flut bedroht nun auch das Oderbruch

Evakuierung von rund 9 000 Menschen angeordnet / Deiche halten Druck nicht stand / Neue Welle vor Breslau POTSDAM (Tsp).Die Situation in den Flutgebieten hat sich am Freitag dramatisch zugespitzt.

Evakuierung von rund 9 000 Menschen angeordnet / Deiche halten Druck nicht stand / Neue Welle vor Breslau POTSDAM (Tsp).Die Situation in den Flutgebieten hat sich am Freitag dramatisch zugespitzt.Wegen eines weiteren Deichbruchs bei Aurith und akuter Überflutungsgefahr für das Oderbruch wurde die Evakuierung von rund 9 000 Menschen angeordnet.Ministerpräsident Stolpe sprach von der schwersten Hochwasserkatastrophe in der 1050jährigen Geschichte des Landes. In Breslau wurde eine weitere Flutwelle erwartet.Stolpe, der die Bildung eines Aufbaustabes ankündigte, appellierte an die Bürger, sich rechtzeitig evakuieren zu lassen.Die Gefahr dürfe nicht unterschätzt werden.Ein "Finanzzentrum" in Frankfurt (Telefon: 0355/5571530) solle unbürokratisch Hilfe koordinieren.Es wird überlegt, für den Wiederaufbau 1000 ABM-Stellen zu schaffen.Entlang der Oder sind inzwischen 15 000 Helfer im Einsatz. Gleich an mehreren Brennpunkten spitzte sich die Lage zu.Nahe von Hohenwutzen brach erstmals ein Deich im besonders gefährdeten, tiefliegenden Oderbruch an, die Böschung rutschte auf 45 Metern weg.Südlich von Frankfurt/Oder brachen nahe der inzwischen überschwemmten Ortschaft Aurith die Deiche schon zum dritten Mal.Die Flut drückte durch eine fast einen Kilometer lange Bruchstelle, viele Häuser standen schnell bis zum Dach unter Wasser.Das Gros der 2700 Bewohner wurde nach Angaben des Krisenstabes evakuiert.In Vogelsang versuchte die Bundeswehr noch, die höher gelegene Dorfhälfte abzuschirmen.Zwar sanken durch die Deichbrüche bei Aurith die Pegelstände oderabwärts, doch wird durch den Beinahe-Deichbruch bei Hohenwutzen die Situation bedrohlicher.Wenn der Deich bricht, "dann haben wir den Super-GAU," sagte Krisenstabschef Muth.Vorsorglich wurde mit dem Aufbau einer "zweiten Verteidigungslinie" begonnen.Sollte der Deich brechen, würden rund 9000 Hektar zwischen Alter Oder und Oder überflutet: Die Evakuierung der 6000 Bewohner kam jedoch nur zögernd in Gang. Wenn die 70 Kilometer langen, durchweichten und überlasteten Deiche im Oderbruch brechen, könnte wie 1947 ein riesiger See bis zum Barnimer Hügelland entstehen.Der Landstrich, den Friedrich II.Mitte des 18.Jahrhunderts trockenlegen ließ, liegt teilweise unter dem Oderniveau - wie eine große Schüssel."Die Standsicherheit der Deiche nimmt ab", sagte Speer."Stündlich kommen neue Sickerstellen hinzu." Um Plünderungen zu verhindern, sind in den evakuierten Dörfern Beamte des Bundesgrenzschutzes und Polizisten unterwegs.Zunächst gab es keine Vorkommnisse, hieß es beim Grenzschutz.In Polen wurde überlegt, mehrere Orte in weniger hochwassergefährdete Gebiete zu verlegen.In Slubice gegenüber von Frankfurt entspannte sich die Lage dagegen leicht.In Tschechien sanken die Pegel.

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