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Staatskiller aus Gambia verhaftet: Für den Diktator das Todeskommando chauffiert
Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen den 45-jährigen Bai L. Er soll sich an Attentaten beteiligt haben, die Diktator Yahya Jammeh befohlen hatte.
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Die Taten geschahen weit entfernt, nun werden sie offenbar in Deutschland geahndet. Die Bundesanwaltschaft hat am Dienstag in Hannover einen mutmaßlichen Staatskiller aus dem afrikanischen Staat Gambia verhaften lassen. Der 45-jährige Bai L. soll von Dezember 2003 bis Dezember 2006 einem „Patrol Team“ der Eliteeinheit „Junglers“ angehört haben, die der damalige Diktator Yahya Jammeh für Morde an Oppositionellen einsetzte.
Der Beschuldigte sei an drei Liquidierungsaufträgen beteiligt gewesen, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Die Junglers führten Tötungsbefehle aus, um die gambische Bevölkerung einzuschüchtern und die Opposition zu unterdrücken.
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Bai L. soll der Fahrer eines Killerteams gewesen sein. Die Bundesanwaltschaft nennt drei Attentate. Die staatlichen Mörder schossen 2003 in Banjul, der Hauptstadt von Gambia, auf einen Rechtsanwalt, der allerdings verletzt überlebte.
Ein Jahr später ermordete das Patrol Team in der Stadt Kanifing einen regierungskritischen Journalisten. Im Jahr 2006 wurde nahe dem Flughafen von Banjul ein mutmaßlicher Gegner des Staatspräsidenten erschossen. Bai L. soll bei den Attentaten einen oder mehrere Schützen gefahren haben. Nach Deutschland kam L. als Geflüchteter.
Es sind mehrere Verfahren wegen Greueltaten in Afrika anhängig
Gegen den Beschuldigten bestehe der dringende Tatverdacht der Verbrechen gegen die Menschlichkeit, des Mordes sowie des versuchten Mordes, sagte die Bundesanwaltschaft.
Nach dem Völkerstrafgesetzbuch kann die Behörde bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit ermitteln, auch wenn die Tat im Ausland begangen wurde und keinen Bezug zum Inland aufweist. Bei Mord und versuchtem Mord wird dann in Kombination das deutsche Strafrecht angewandt. Bei der Bundesanwaltschaft sind mehrere Verfahren wegen Greueltaten in Afrika anhängig.
Diktator Yahya Jammeh kam 1994 in einem Militärputsch an die Macht und herrschte mehr als 22 Jahre über Gambia. Trotz Verbrechen und bizarrem Personenkult gab es Treffen mit den US-Präsidenten George W. Bush und Barack Obama. 2017 verließ Jammeh nach einer überraschend verlorenen Wahl das Land. Er lebt im Exil in Äquatorialguinea. Das Land wird wie einst Gambia von einem Langzeitdiktator regiert.
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