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© dpa

Bundeswehr-Kritik: Guttenberg lädt Käßmann zum Truppenbesuch ein

Zu Beginn des Jahres hatte die EKD-Ratsvorsitzende Käßmann den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr kritisiert. Verteidigungsminister Guttenberg reagierte prompt - und will der Bischöfin einen Einblick vor Ort gewähren.

Berlin - Bischöfin Margot Käßmann, die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) haben sich am Montag zu einem halbstündigen Gespräch über den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan getroffen.

Die Atmosphäre sei „sehr gut, vertrauenswürdig und freundlich“ gewesen, sagte Prälat Bernhard Felmberg im Anschluss. Der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik hatte ebenso wie der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann an dem Treffen teilgenommen. Käßmann habe die Diskussion um den Afghanistaneinsatz befruchtet, sagte Guttenbergs Sprecher im Anschluss.

Das Gespräch diente dem gegenseitigen Kennenlernen und einem Gedankenaustausch zu Fragen des Mandats in Afghanistan und zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr generell. Beide Seiten waren sich einig, „dass die ethische Dimension des Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan geeignet ist, dieses Thema weiter in die Öffentlichkeit zu tragen und dort auch kritisch zu diskutieren“, hieß es in wortgleichen Erklärungen, die die EKD und das Verteidigungsministerium verschickten. Einig war man sich auch, „dass für die Soldaten der Rückhalt der Gesellschaft wichtig ist“ – dem könne eine offene Debatte nur dienlich sein. Der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann sagte in „NDR Info“, beide Seiten seien überzeugt, dass es Nachbesserungsbedarf in der Afghanistanpolitik gebe und die Zielsetzung konkreter definiert werden müsse.

Zu dem Treffen war es gekommen, nachdem die EKD-Ratsvorsitzende in ihrer Neujahrspredigt und Interviews den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan kritisiert und eine Strategie für den Abzug der Soldaten aus dem Land gefordert hatte. Sie hatte angemahnt, dass „wir mehr Fantasie für den Frieden brauchen, für andere Formen, Konflikte zu bewältigen“. Waffen würden „offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan schaffen“. Für ihre Aussagen war Käßmann von Vertretern der Bundeswehr und Politikern kritisiert worden.

Bischöfin Käßmann und Verteidigungsminister Guttenberg „wollen das gemeinsame Nachdenken über die angesprochenen Fragen intensivieren“, hieß es nach dem Gespräch am Montag, zum Beispiel im Rahmen von Diskussionen an der Führungsakademie der Bundeswehr oder in evangelischen Akademien. Auch habe Guttenberg der Bischöfin angeboten, noch im ersten Drittel des Jahres nach Afghanistan mitzukommen und sich dort selbst ein Bild von der Lage zu verschaffen. Dem Angebot stehe Käßmann „positiv gegenüber“, sagte Prälat Felmberg.

Nikolaus Schneider, der Präses der Rheinischen Landeskirche und stellvertretende EKD-Vorsitzende, wünschte sich am Montag auch die Unterstützung der katholischen Kirche in der Debatte um den Afghanistaneinsatz. „Es wäre schön, wenn in den aktuellen Debatten über die Positionen von Frau Käßmann ein solidarisches Wort zu hören wäre“, sagte Schneider. „Das kann man aber nicht fordern.“ Die Rolle des Verteidigungsministers in der Afghanistanfrage bezeichnete er als „juristische Rumeierei“ und forderte ein „realistisches Ausstiegsszenario“ für die Bundeswehr aus dem asiatischen Land.

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