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Weißer Rauch steigt aus dem Vatikan auf.

© imago

„Habebunt“ statt „habemus papam“: Was habe ich mir nur dabei gedacht?

Der Papst: Ist er gewählt, sagen sie „habemus papam“, wir haben einen Papst. Aber nicht jeder ist wir, oder? Was geschieht, wenn man einen Spruch abändert – ein Zwischenruf zum Versuch, einen Unterschied zu machen.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Zwischenruf von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Der Papst bewegt die Gemüter. Der tote. Der lebende muss erst noch gefunden werden, im Konklave der Kardinäle – und wenn dann der weiße Rauch aufsteigt: „Habemus papam“, wir haben einen Papst.

Und jetzt kommt’s! Genau das wollte ich so im Nachruf auf Franziskus nicht schreiben: wir. Nicht wörtlich. Nicht jeder und nicht jede ist wir, fühlt sich als „wir“. Das erschien mir plötzlich, beim Schreiben einer Eingebung folgend, zu vereinnahmend. Jedenfalls in diesem Falle, für viele erst recht in diesem Falle. Schon gar in Berlin. Hier gibt’s nicht so furchtbar viele Katholiken.

Also: Beim Schreiben einmal um die Ecke denken, dachte ich mir. Ein „sie“ fand ich angemessen, halt ein wenig Distanz. Sie verringert dann vielleicht umgekehrt die zur Leserschaft. Ein, sagen wir, niedrigschwelliges Angebot zum Lesen des Artikels, eine Einladung.

Dachte ich. Und weil ich gerade schon mal dabei war, dachte ich noch um eine Ecke weiter: Sie werden schon sehen, was die davon haben. Heißt: Sie werden (ihn) haben – „habebunt“. Futur als Präsens und als Präteritum in einem. So ungefähr.

Denkste. Das Ganze nahm seinen Lauf. Die Leser, die noch Latein können, und die, die noch katholisch sind, aber auch die mit klassischer Bildung, wollten mich ein Besseres lehren. (Achtung: Auch hier habe ich mir eben was gedacht – nicht „eines Besseren belehren“. Verstehen Sie? Keine Belehrung!)

Die katholische Kirche, die ewige

„Lieber Herr Casdorff, ich lese grad Ihren Nachruf. Fragen: Muss es hier ,der sich als ewigen verstehenden Kirche eingehen’ nicht ,ewig’ heißen? Und statt ,habebunt’ ,habemus’?“

Ja! Und na ja. Und tja. Denn wenn man es erklären muss … dann wird’s schwierig, dann muss man einen Begleittext dazu schreiben. So wie jetzt und hier.

Ach, hätte ich halt „habent“ oder „habebant“ geschrieben, sie haben oder sie hatten! Dann – ja, dann hätte ich wahrscheinlich auch diesen kleinen Text zum besseren Verständnis schreiben müssen, Ihrem und meinem.

Was ich verstanden habe? Der Papst bewegt die Gemüter. Hätte ich nur nicht so gedacht. Sie verstehen? 

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