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Hartz-IV-Debatte: Henrico Frank: "Mir bleibt nicht viel mehr übrig"

Henrico Frank war 2006 der berühmteste Hartz-IV-Empfänger Deutschlands. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Beck hatte ihm empfohlen, sich zu waschen und zu rasieren, dann werde er einen Job finden. Den Job hat er inzwischen. Im Interview äußert er sich zur Hartz-IV-Diskussion und zu seinem kurzen Ruhm.

Herr Frank, vor drei Jahren zierten sie nach Ihrer Auseinandersetzung mit dem SPD-Politiker Kurt Beck die Titelseite der "Bild"-Zeitung, als "frechster Arbeitsloser Deutschlands" …

… stimmt, das war mal mein Titel. Jetzt hat den Arno Dübel übernommen … (Arno Dübel ist ein Hartz IV-Empfänger aus Hamburg, der mit Sprüchen wie "Wer arbeitet ist doch blöd" die Medien beschäftigt, Anmerkung der Redaktion)

Aber darüber sind Sie doch nicht traurig?

Nein! Mir geht es sehr gut. Ich arbeite jetzt schon seit Februar 2007 bei IMusic 1, einem Frankfurter Musiksender. Die sind damals auf mich aufmerksam geworden. Ja, die Arbeit da macht mir Spaß und darüber bin ich froh.

Lohnt es sich denn überhaupt zu arbeiten?

Also, reich bin ich nicht geworden. Mir bleibt im Endeffekt nicht allzu viel mehr übrig als einem Hartz-IV-Empfänger - eben dadurch, dass ich meine Miete jetzt selbst zahlen muss und auch ein paar andere Leistungen nicht mehr bekomme. Aber es lohnt sich trotzdem: Ich habe einen geregelten Tagesablauf, nette Kollegen. Ich muss mich nicht mehr von irgendwelchen Ämtern gängeln lassen und ich weiß am Monatsende: Das ist das Geld, das ich mir selber verdient habe.

Guido Westerwelle findet so etwas nicht okay: Dass einer, der arbeitet, kaum mehr hat als ein Hartz-IV-Empfänger …

… dann soll er als Politiker mal dafür sorgen, dass die Löhne steigen und nicht Festangestellte entlassen und als Geringverdiener wieder eingestellt werden. Um dann drei oder vier Jobs machen zu müssen. Darum sollte er sich kümmern. Es kann ja nicht sein, dass Unternehmen zig Millionen im Jahr an Umsatz machen, und der kleine Arbeiter kriegt nix davon ab. Und die freuen sich ein zweites Loch in den Popo. Die Hartz-IV-Sätze dürfen jedenfalls auf keinen Fall gekürzt werden.

Guido Westerwelle hat sich jetzt mit Hartz IV-Empfängern getroffen. Was halten Sie denn davon?

Also, ich würde keinem raten, sich mit Westerwelle zu treffen. Nach dem, was ich mit Beck und der Presse erlebt habe, kann ich nur sagen: Ein falsches Wort und die drehen einem das zehnmal im Mund herum. Man wird da vorgeführt und benutzt, es interessiert keinen, wie dreckig es einem geht. Und irgendwann verschwindet man wieder in der Versenkung.

Das Interview führte Marion Mück-Raab.

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