
© Christophe Gateau/dpa
„Ich habe gar nichts zurückzunehmen“: Merz verteidigt seine „Stadtbild“-Äußerung zur Migrationspolitik
Nicht nur aus der Opposition, auch aus den Reihen der Koalition gab es Kritik an Merz’ Äußerung zu Migration im Stadtbild. Der Kanzler sieht keinen Anlass, von seiner Aussage abzuweichen. Im Gegenteil.
Stand:
Kanzler Friedrich Merz hat seine umstrittenen Stadtbild-Äußerungen im Zusammenhang mit der Migrationspolitik vehement verteidigt und unterstrichen. „Ich habe gar nichts zurückzunehmen“, sagte der CDU-Chef nach einer Klausurtagung des Parteipräsidiums in Berlin auf eine Journalistenfrage. Merz fügte hinzu: „Im Gegenteil, ich unterstreiche es noch einmal: Wir müssen daran etwas ändern und der Bundesinnenminister ist dabei, daran etwas zu ändern und wir werden diese Politik fortsetzen.“
Der Kanzler war am Dienstag bei einem Termin in Potsdam von einem Reporter auf das Erstarken der AfD angesprochen worden. Er sagte daraufhin unter anderem, dass man frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik korrigiere und Fortschritte mache. „Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“
Merz unterstrich nun zunächst, wer Töchter habe, werde auf die Frage, was er mit seinen Äußerungen gemeint habe, vermutlich „eine ziemlich klare und deutliche Antwort“ bekommen.
Auf die anschließende Frage einer Journalistin angesichts einer Demonstration in Berlin, bei der gestern Abend Hunderte Menschen unter dem Motto „Brandmauer hoch! Wir sind das Stadtbild“ für Vielfalt und gegen Rassismus demonstriert hatten, sagte Merz, er habe wegen der Beratungen in der CDU von der Demonstration nichts mitbekommen.
Er betonte: „Wer es aus dem Lebensalltag sieht, weiß, dass ich mit dieser Bemerkung, die ich da letzte Woche gemacht habe, recht habe. Ich habe sie übrigens nicht das erste Mal gemacht und ich habe sie auch nicht als einziger gemacht. Es gibt viele, die das so sagen, die das so bewerten und so beurteilen.“
Merz über Demonstranten: Interesse an Keil in der Gesellschaft?
„Alle bestätigen, dass das ein Problem ist, spätestens mit Einbruch der Dunkelheit“, sagte Merz. Deswegen werde man sich um die Lösung dieses Problems zu kümmern haben.
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„Und wer dann meint, dagegen demonstrieren zu müssen, der soll es tun“, ergänzte der CDU-Chef und fügte hinzu: „Der setzt sich dann allerdings auch der Frage aus, ob er ein Interesse daran hat, ein Problem zu lösen oder ob er eher ein Interesse daran hat, möglicherweise den Keil in unsere Gesellschaft zu treiben.“
Scharfe Kritik an Merz für Stadtbild-Äußerung
Unter anderem die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Natalie Pawlik (SPD), hatte sich irritiert über die Stadtbild-Äußerung geäußert und gesagt: „Migration darf nicht durch verkürzte oder populistische Schnellschüsse stigmatisiert werden – das spaltet die Gesellschaft noch mehr und hilft am Ende den Falschen, statt Lösungen zu fördern.“
Linke und Grüne hatten Merz scharf kritisiert und eine Entschuldigung gefordert. In einem offenen Brief warfen mehrere Dutzend Grünen-Politikerinnen und -Politiker Merz vor, seine Aussage sei „rassistisch, diskriminierend, verletzend und unanständig“.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte Merz wegen seiner Äußerung zu einer Entschuldigung aufgefordert. „Der Kanzler täte gut daran, sich für diese Äußerung zu entschuldigen“, erklärte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel am Sonntag. Die Gewerkschafterin kritisierte: „Menschen allein wegen ihrer Herkunft oder Nationalität als Störfaktor im Stadtbild zu bezeichnen, geht nicht.“ Sie betonte: „Deutschland ist ein Einwanderungsland. Menschen mit Migrationshintergrund haben bei uns Platz.“
Rückendeckung bekam der Kanzler aus seiner Partei und der CSU. Unionsfraktionschef Jens Spahn sagte der „Bild“: „Der Bundeskanzler hat doch eigentlich etwas ausgesprochen, was jeder sieht, wenn er durch Duisburg geht, aber übrigens auch, wenn er durch manche mittelgroße deutsche Stadt geht. Irreguläre Migration hat etwas verändert.“ (dpa/epd/Reuters)
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