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Annäherung: Japan und China suchen den Dialog

Zum ersten Mal seit zehn Jahren besucht ein Präsident aus Peking Tokio. Jahrelang war das bilaterale Verhältnis zwischen den Staaten schwer belastet.

Beim ersten Besuch eines chinesischen Präsidenten in Japan seit zehn Jahren will Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao die Beziehungen mit Tokio vertiefen. „Die Entwicklung einer langfristig stabilen und guten nachbarschaftlichen Freundschaft zwischen China und Japan ist im fundamentalen Interesse beider Länder“, sagte Hu am Dienstag bei der Ankunft. Mit dem innenpolitisch im Umfragetief steckenden japanischen Premier Yasuo Fukuda will Hu an diesem Mittwoch das "Vertrauen fördern“ und die Kooperation voranbringen.

Das bilaterale Verhältnis war jahrelang schwer belastet. Hauptgrund: Der frühere japanische Premier Junichiro Koizumi und sein Umgang mit Japans Kriegsvergangenheit. Mit seinen Besuchen im Yasukuni-Schrein, wo auch wegen in China begangener Gräueltaten verurteilte japanische Kriegsverbrecher geehrt werden, hatte Koizumi heftige Empörung ausgelöst. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Chinas zur Großmacht wuchs auch der zum Teil extreme Nationalismus im Land der Mitte. Ein Nationalismus, der sich durch Provokationen wie den Schreinbesuch Koizumis verletzt zeigte und Gegenreaktionen auslöste bis hin zu einer antijapanischen Bewegung, die sich im Boykott japanischer Waren niederschlug, in wüsten Beschimpfungen via Internet und Steinwürfen auf die japanische Botschaft in China.

In jüngster Zeit aber haben sich die Beziehungen wieder deutlich erholt. Ein Debakel wie beim Japanbesuch von Hus Vorgänger Jiang Zemin vor zehn Jahren, als dieser vergeblich von Japan eine schriftliche Entschuldigung für die Gräuel forderte, die zur Zeit der japanischen Invasion in China ab 1931 begangen wurden, wollen Hu und der chinafreundliche Premier Fukuda vermeiden.

Auch die anderen Probleme in dem von Konkurrenz geprägten Verhältnis sollen kein Thema sein: So hat China Japan als wichtigster asiatischer Handelspartner der USA ersetzt und Europa und die USA Japan zugleich den Rang als wichtigste Partner Chinas abgelaufen. Streit gibt es auch auf anderem Gebiet: Beide Länder beanspruchen einen Teil der Senkaku-Inseln für sich und ringen um reiche Öl- und Gasvorkommen im Ostchinesischen Meer. Bei diesen Themen wird kein Durchbruch erwartet.

Aber Hus Besuch soll nach seinen eigenen Worten einen "warmen Frühling“ zwischen Japan und China bewirken. Eine Klimaschutz-Erklärung soll es geben, in der China Unterstützung für Japans Ziel einer Halbierung der globalen Treibhausgase bis 2050 zum Ausdruck bringen könnte. Und beide wollen eine umfassende gemeinsame Erklärung zu Prinzipien ihrer bilateralen Beziehungen abgeben. Ob das bei der Lösung ihrer konkreten Probleme hilft? Das weiß niemand zu sagen.

Li Xiaoming

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