Politik: Jedes fünfte Kind ist psychisch krank
Berlin - Jedes fünfte Kind in Deutschland leidet nach Erkenntnissen des Berufsverbands Deutscher Psychologen unter seelischen Problemen. Mindestens ein Drittel dieser Heranwachsenden müsse dringend behandelt werden, stellt der Verband in seinem ersten nationalen Bericht zur Kinder- und Jugendgesundheit fest, der am Freitag in Berlin vorgestellt wurde.
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Berlin - Jedes fünfte Kind in Deutschland leidet nach Erkenntnissen des Berufsverbands Deutscher Psychologen unter seelischen Problemen. Mindestens ein Drittel dieser Heranwachsenden müsse dringend behandelt werden, stellt der Verband in seinem ersten nationalen Bericht zur Kinder- und Jugendgesundheit fest, der am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. Bei Kindern treten demnach vor allem Angststörungen, depressive Verstimmungen und Probleme im Sozialverhalten auf.
Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit psychischen Problemen deutlich zugenommen hat. „Noch in den 80er Jahren hatten etwa 15 Prozent aller Heranwachsenden diese Probleme, heute geht es um mehr als 20 Prozent“, sagte der Potsdamer Jugendpsychologe Günter Esser. Verantwortlich dafür macht der Verband unter anderem einen stark gestiegenen Leistungsdruck. Von Jugendlichen würde mehr verlangt als früher. Auch die Erwartungen der Eltern an ihre Kinder seien größer geworden. Das Verhältnis von Schülern zur Schule und zu Lehrern habe sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert. „Die Schule trägt Mitschuld daran, dass die Jugendzeit einen zunehmend ernsten Charakter bekommt“, heißt es in dem Bericht.
Dies stehe im Kontrast zu der Tatsache, dass die Versorgung mit Schulpsychologen in keinem anderen europäischen Land so schlecht sei wie in Deutschland, sagte die Verbandsvorsitzende Carola Brücher Albers. 83 Prozent aller psychischen Erkrankungen bei Kindern würden gar nicht erkannt. In mehr als der Hälfte dieser Fälle seien die Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter zu spüren.
Als Konsequenz fordert der Berufsverband, die ambulante Versorgung mit Kinder- und Jugendpsychologen auszubauen. „In ganz Sachsen-Anhalt etwa gibt es nur zwei niedergelassene Kinder- und Jugendpsychotherapeuten“, sagte der Schulpsychologe Klaus Seifried. fal
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