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Politik: Joseph Ratzinger – Papst Benedikt XVI.

Reaktionen auf die Wahl

Erstmals seit fast 500 Jahren wieder ein Deutscher gewählt - Das Konklave dauerte nur 26 Stunden

Der Nachfolger des Anfang April verstorbenen Johannes Paul II. wird sich Benedikt XVI. nennen. Nachdem am Dienstagabend um 17 Uhr 49 weißer Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle eine Entscheidung angezeigt hatte, läuteten am Petersdom und in ganz Rom die Glocken. In den Straßen ertönte ein Hupkonzert, der Verkehr brach zeitweise zusammen.

Etwa 50 Minuten später wurde Ratzinger auf der Mittelloggia des Petersdomes mit den Worten „Habemus Papam – Wir haben einen Papst“, angekündigt. Dann zeigte sich das neue Kirchenoberhaupt rund 100000 Menschen auf dem Petersplatz. Der frühere Erzbischof von München und Freising ist der 265. Papst in der Kirchengeschichte und der achte Deutsche auf dem Stuhle Petri. Die Bekanntgabe des Gewählten löste zunächst verhaltenen Jubel aus, später skandierten die Menschen aber „Benedikt, Benedikt, Benedikt“ und jubelten dem Pontifex zu. Die offizielle Messe zur Amtseinführung findet am Sonntagvormittag statt.

In seiner ersten Ansprache sagte Ratzinger, die Kardinäle hätten nach dem großartigen Papst Johannes Paul II. ihn, „einen einfachen, demütigen Arbeiter im Weinberg des Herrn“ zum Diener der Kirche gewählt. Er bat die Gläubigen um ihr Gebet und äußerte die Zuversicht, dass ihm die Gottesmutter Maria zur Seite stehen werde. Abschließend spendete er erstmals den Papstsegen Urbi et Orbi, für die Stadt Rom und den Erdkreis.

Die im Konklave versammelten 115 Kardinäle entschieden sich im vierten Wahlgang für Ratzinger. Für die Zweidrittelmehrheit waren mindestens 77 Stimmen erforderlich. Die Entscheidung fiel nach nur 26 Stunden. Das Konklave war damit eines der kürzesten in der Kirchengeschichte. In einer ersten Reaktion sagte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, das Konklave habe mit Ratzinger einen Mann der Kirche gewählt, „der für sie ein lebendiges Symbol des kontinuierlichen Zeugnisses der Kirche ist“. 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sei diese Entscheidung „ein wichtiges Zeichen der endgültigen Rückkehr Deutschlands in die weltweite Völkergemeinschaft“. Lehmann gestand allerdings zu, dass den Standpunkten Ratzingers viele „auch in der eigenen Kirche nicht folgen konnten und wollten“. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner zeigte sich überzeugt, dass der deutsche Pontifex im August zu dem Weltjugendtreffen nach Köln kommen wird.

Mit seinem Papstnamen knüpft Joseph Ratzinger an Benedikt XV. an, der von 1914 bis 1922 Papst war. Dieser stand während des Ersten Weltkrieges an der Spitze der katholischen Kirche und setzte sich – wenn auch erfolglos – mit aller Kraft für ein Ende des Krieges ein. Auch innerkirchlich wirkte er als Friedensstifter.

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