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Politik: Kaputter Staubsauger löst Terroralarm aus

Berlin - Der weltweite Krieg gegen den Terror scheint die Bodenpflege erreicht zu haben. Dies musste kürzlich ein Berliner erfahren, der einen neuen Aufsatz für seinen Staubsauger brauchte.

Berlin - Der weltweite Krieg gegen den Terror scheint die Bodenpflege erreicht zu haben. Dies musste kürzlich ein Berliner erfahren, der einen neuen Aufsatz für seinen Staubsauger brauchte. Um seine Holzdielen nicht mehr mit dem schadhaften alten Polieraufsatz zu malträtieren, zahlte Ali ben Salem 14,95 Euro an die Berliner Vertretung für Hausgeräte von Bosch und Siemens (BSH); das Ersatzteil sollte ihm vom BSH-Hausgerätelager im fränkischen Fürth geliefert werden.

Doch statt der Staubsaugerbürste ging ein paar Tage später ein Brief aus Fürth ein, in dem Salem mitgeteilt wurde, seine Bestellung sei „durch unser Prüfsystem gestoppt“ worden. Weiterbearbeitet werde sie erst dann, wenn Salem eine Kopie seines Personalausweises oder Reisepasses vorlege oder Passnummer und Geburtsdatum mitteile. Beim Berliner BSH-Servicepunkt, wo Salem erstaunt nachfragte, erfuhr der studierte Germanist und seit 40 Jahren in Deutschland lebende gebürtige Tunesier mit deutscher Staatsangehörigkeit, dass sein Name auf einer Liste terrorverdächtiger Personen stehe. Die Münchner BSH-Zentrale bestätigte das auf Tagesspiegel-Anfrage: Man nehme zwar an, dass es sich bei Herrn Salem „nicht um die gelistete Person“ handle, sei aber verpflichtet, dies zu prüfen. Grundlage dafür seien zwei Anti-Terror-Verordnungen der EU. Wer in den Listen der EU stehe, dem dürften „keine finanziellen Vermögenswerte oder wirtschaftliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden“. Das kann auch schon einmal ein Staubsaugeraufsatz sein: Die Bestimmungen, sagt die Sprecherin der Münchner Zentrale, gingen „sehr weit“.

Zu weit für Salem und seine Frau, eine Ärztin mit Praxis in Wilmersdorf. An BSH schrieben sie, dass sie auf Geschäftsbeziehungen mit einer Firma keinen Wert legten, von der sie sich wie Schwerverbrecher behandelt fühlten. Statt der als potenziell terrortauglich verdächtigten Staubsaugerbürste wollten sie nur noch ihr Geld zurück. Inzwischen, sagt Ali ben Salem, seien die 14,95 Euro Vorkasse wieder da. ade

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