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Politik: Keine Macht den Drogenbaronen

Der Opiumhandel in Afghanistan floriert – gegen den Willen der UN

Afghanistans Landwirtschaft boomt, jedenfalls in jenen Landesteilen, in denen Schlafmohn angebaut wird. Rund 3600 Tonnen Opium haben die Bauern im vergangenen Jahr daraus gewonnen – mehr als je zuvor. Nach einem Bericht des Drogenkontrollbüros der UN stammen damit gut zwei Drittel des weltweit gehandelten Opiums, dem Grundstoff für Heroin, aus Afghanistan. In Kabul berät ab Sonntag eine internationale Expertenkonferenz, wie die Drogenwirtschaft bekämpft werden kann.

Die Taliban hatten den Mohnanbau Ende der neunziger Jahre unter Strafe gestellt, weil sie ihr Image im Ausland aufbessern wollten. Das Ergebnis: Zwischen 2000 und 2001 ging die Opiumproduktion von mehr als 3000 auf 185 Tonnen zurück. In den Wirren der Nach-Taliban-Zeit breitete sich der Schlafmohn aber sofort wieder aus. Die Regierung von Hamid Karsai versuchte zunächst, das Problem durch Vernichtungsprämien aus der Welt zu schaffen. Doch Bauern waren längst in Abhängigkeit von einer international operierenden Drogenmafia geraten. Viele hatten Kredite erhalten oder Anzahlungen auf kommende Ernten, vor den Milizen der Drogenbosse konnte die schwache Zentralregierung in Kabul sie nicht schützen – zumal Provinz- und Regierungsbeamte, ja selbst Kabuler Minister in den illegalen Handel verwickelt sein sollen.

Die internationale Gemeinschaft tut sich unter diesen Voraussetzungen schwer, das Problem offensiv anzugehen. Die im nordafghanischen Kundus stationierten Bundeswehrsoldaten haben Anweisung, nichts gegen die Drogengeschäfte in der Region zu unternehmen. Großbritannien und die USA unterstützen dort ein Pilotprojekt der islamischen Aga-Khan-Stiftung, das den Bauern den Anbau alternativer Produkte – Baumwolle zum Beispiel – näher bringen soll. Doch solche Projekte können nach Ansicht eines deutschen Experten allenfalls langfristig Wirkung zeigen. „Im Vergleich zu dem, was die Drogenökonomie erwirtschaftet, sind unsere Mittel zudem verschwindend gering", sagt Christoph Berg von der bundeseigenen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der an der Kabuler Konferenz teilnimmt.

Verarmung und eine allgemeine Desillusionierung gerade bei jungen Menschen seien die Hauptursachen für den sprunghaften Anstieg des Drogenkonsums auch in der Region, sagte Hans-Jochen de Haas aus dem deutschen Entwicklungsministerium bei einer Fachtagung in Berlin. Allein in Iran und Pakistan lebten heute mehr Heroin- und Opiumabhängige als in Europa und den USA zusammen. Ihren Stoff bekommen die insgesamt rund vier Millionen Junkies in beiden Ländern zum überwiegenden Teil aus der Nachbarschaft: aus Afghanistan.

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