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Politik: Kluge Worte, harter Alltag (Kommentar)

Beeindruckend war die Teilnehmerschaft am "symbolischen Akt" auf dem Gelände des künftigen Holocaust-Denkmals. Die demonstrative Verweigerung des Regierenden Bürgermeisters machte die Anwesenheit der Übrigen erst recht zur Pflicht - zumal jener, die in der Vergangenheit durch distanzierte Äußerungen zum Denkmals-Vorhaben aufgefallen sein mochten.

Beeindruckend war die Teilnehmerschaft am "symbolischen Akt" auf dem Gelände des künftigen Holocaust-Denkmals. Die demonstrative Verweigerung des Regierenden Bürgermeisters machte die Anwesenheit der Übrigen erst recht zur Pflicht - zumal jener, die in der Vergangenheit durch distanzierte Äußerungen zum Denkmals-Vorhaben aufgefallen sein mochten. Bundeskanzler Schröder zum Beispiel tat gestern selbst, was er von dem Denkmal verlangt hatte: dass "die Menschen gerne hingehen".

Sie gingen gestern alle gerne hin und hörten eine kluge Rede des Bundestagspräsidenten, der das Für und Wider nochmals abwog und Zweifeln Raum gab. Doch was Wolfgang Thierse an versöhnenden Gesten bot, hält dem politischen Alltag nicht stand. Was immer über das Gedenken an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft gesagt wird, muss sich messen lassen am Umgang mit dem letzten, noch ungelösten Problem: der Regelung der Zwangsarbeiterentschädigung. Dabei geht es nicht allein um die Anrechnung früherer Leistungen. Es geht vor allem um die Beteiligung der deutschen Wirtschaft an der Finanzierung, die bislang, schlicht gesagt, beschämend auszufallen droht. Immer weitere Firmen werden bekannt, die sich an der Ausbeutung der Zwangsarbeiter beteiligt haben. An der einvernehmlichen Lösung dieses Problems wird sich zeigen, wieviel die Worte der gestrigen Denkmals-Vorabfeier in Wirklichkeit wert sind.

BS

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