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Politik: …krasse Kassierer super wären

Als es noch Tankwarte gab, bestellten wir gern „einmal Super voll“ und ahnten nicht, was daraus eines Tages werden würde. Super!

Als es noch Tankwarte gab, bestellten wir gern „einmal Super voll“ und ahnten nicht, was daraus eines Tages werden würde. Super! Echt super. Megasuper! Ein komplettes ausdifferenziertes Wortfeld von „gut“ über „toll“ und „prima“ bis zu verderblicher Saisonware wie „schnafte“ oder „knorke“ ist auf eine einzige Vokabel zusammengeschnurrt, und wenn wir unseren Prominenten das Wort wegnähmen, sähen sie ziemlich dumm aus. Oder kann sich jemand vorstellen, dass Franz, der Kaiser, ohne „super“ auch nur einen einzigen zusammenhängenden Satz hinbekäme? Bald werden unsere Kinder zu Hause kategorisch mitteilen, sie nähmen Anweisungen nur noch von der Supernanny entgegen.

Klar, dass sich das ins tägliche Leben fortpflanzt. Früher, liebe Kinder, haben Unternehmen Lehrlinge gesucht, heute fahnden sie mit riesigem Aufwand nach dem „Superazubi“ – jedenfalls tut das die, ähm, Supermarktkette Lidl gegenwärtig mit Inbrunst.

Wo der Unterschied liegt, ist noch ein wenig unklar; im Zentrum der Kampagne steht freilich ein Bild von drei frisch gefönten Kittelträgern mit Mikrofon. Offenbar sollen sie die Kandidaten wie einst Dieter Bohlen und seine Mitstreiter öffentlich ausquetschen und mit Sprüchen auf die Härte des AzubiLebens vorbereiten: „Du räumst Regale ein wie Dick und Doof, aber eher doof.“ Oder: „Du stellst dich beim Preisdrücken an wie Mutter Beimer.“

Es ist klar, dass diese Kampagne den Azubi-Markt leer fegen wird, so wie einst die hysterische Superstarsuche praktisch jeden Deutschen unter 40 aufscheuchte, der den Anfang von „Alle meine Entchen“ einigermaßen nachsingen konnte. Aldi, der Lidl-Hauptkonkurrent, hat noch nichts verlauten lassen, wird aber kaum darauf verzichten, sich nun auch als Ausbildungsbetrieb darzustellen. Doch mit welchem Stichwort? Super ist weg. Giga? Hyper?

Schauen wir uns unter den möglichen Zielgruppen einer solchen Kampagne um, dann finden wir schnell heraus, dass man dort mehrheitlich aktuelle Begriffe wie „krass“ oder „geil“ bevorzugt. Leider lassen die sich sprachlich nicht so leicht handhaben wie „super“, das ja jeder überall ranpappen kann. Aber „Geile Substitut/innen gesucht“ oder „Die Jagd nach den krassen KassiererInnen“ – das hätte den richtigen Sound. Da kann die Bundesagentur für Arbeit nur noch dumm hinterherschauen. Sie hätte sich damals einen Namen suchen sollen, der richtig fetzt. Irgendwas mit Super. bm

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