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Politik: Leiharbeit am Essener Klinikum Feste Verträge künftig nur für Ärzte und Schwestern

Essen - Angefangen hat es mit Gerüchten. Auf den Fluren raunten sich die Beschäftigten des Essener Uniklinikums immer mal wieder Horrorgeschichten über Leiharbeit im eigenen Krankenhaus zu.

Essen - Angefangen hat es mit Gerüchten. Auf den Fluren raunten sich die Beschäftigten des Essener Uniklinikums immer mal wieder Horrorgeschichten über Leiharbeit im eigenen Krankenhaus zu. Wer auf den Stationen mit Zeitverträgen arbeitet, hatte von fast unglaublichen Dingen über angebliche Arbeitsbedingungen zu berichten. Stets war von weniger Urlaub die Rede, die Bezahlung sollte noch deutlich unter dem liegen, was man im zurückliegenden Streik erkämpft hatte. Für einige Monate blieb es bei diesen Gerüchten, niemand wusste Genaues, und die Klinikleitung blockte alle entsprechenden Fragen ab.

Annette Gerwald (Namen von der Redaktion geändert) ging es auch so. Die knapp 50-Jährige arbeitet im Labor, mit Unterbrechungen ist sie inzwischen seit zehn Jahren im Klinikum. Ihr befristeter Vertrag läuft demnächst aus, sie machte sich Hoffnungen, endlich in den unbefristeten Status zu wechseln, weil ihre Vorgesetzten signalisiert hatten, dass sie mit der Arbeit sehr zufrieden sind. Daraus wird nichts. „Es traf mich wie ein Schlag, als ich diesen Brief bekam“, erzählt sie freimütig, nachdem man ihr zugesichert hat, den wahren Namen zu verschweigen. Die Klinikleitung redet nicht lange herum, Annette Gerwald hat nur noch eine Chance, auch künftig für das Essener Klinikum zu arbeiten: als Leiharbeiterin. Die Klinik hat inzwischen eine eigene Leiharbeitsfirma gegründet, die Personalservice GmbH, die PSG.

„Das hat Methode“, ärgert sich Stephan Gastmeier, der Personalratschef im Essener Klinikum. Das medizinisch renommierte Haus zählt insgesamt rund 5500 Beschäftigte, davon gehören 3000 zum sogenannten nichtwissenschaftlichen Personal. Unter denen sind in der Vergangenheit immer mehr befristete Arbeitsverhältnisse geschaffen worden, und im Moment sieht Gastmeier eine klare Strategie der Klinikleitung: „Die wollen alle befristet Beschäftigen in die PSG abschieben.“ Was das für die Betroffenen heißt, rechnet Annette Gerwald vor: „Ich hätte dann statt 30 nur noch 24 Tage Arbeit, außerdem sinkt mein Gehalt bei einer Vollzeitstelle von jetzt 2470 auf rund 1700 Euro im Monat.“

Annette Gerwald hat sich Rat bei der Gewerkschaft Verdi geholt und dort festgestellt, dass sie nicht alleine ist. In der PSG arbeiten schon mehr als 60 Mitarbeiter, übrigens alle für das Essener Klinikum. Wenn der Personalrat weitere Einstellungen nicht blockiert hätte, läge die Zahl der dort Beschäftigten längst wesentlich höher. „Aber wir können das nur aufschieben, nicht verhindern“, klagt Stephan Gastmeier.

Die Klinikleitung reagiert auf Anfragen zum Thema offensiv. „Ja, wir werden künftig nur noch Ärzte und Krankenschwestern fest einstellen, ansonsten machen wir das über die PSG“, bestätigt Burkhard Büscher, der Sprecher des Klinikums. Danach berichtet der Mann vom gestiegenen wirtschaftlichen Druck und verweist auf den Streik im Frühjahr, bei dem vor allem die Ärzte deutlich höhere Gehälter durchgesetzt hatten. Die Zeche sollen jetzt alle anderen Beschäftigten bezahlen.

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