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Politik: Leipziger Allerlei

Da wundern sich auch Grüne: Ludger Volmer, sein Nebenjob und eine dubiose Geschäftsverbindung

Von Matthias Meisner

Berlin - Michael Weichert, Fraktionschef der Grünen im Leipziger Stadtrat, ist der Fall Ludger Volmer aufgefallen – weil die Geschichte um den früheren Staatsminister und seine Nebentätigkeit für die eine Beraterfirma zum Teil in seiner Heimatstadt spielt. Im Mittelpunkt dieser „Connection“ steht Roland Poser, ein schillernder Leipziger Geschäftsmann mit fast unübersichtlichem Beteiligungsgeflecht. Weichert gibt zu: „Natürlich hat das Ganze einen Geschmack.“ Er äußert im Gespräch mit dem Tagesspiegel den Verdacht, dass Volmer „nicht genau getrennt hat zwischen politischen Aufgaben und privaten Interessen“.

Die „Leipziger Volkszeitung“ hat sich vor Tagen die Mühe gemacht, das von Poser aufgebaute komplizierte Firmengeflecht darzustellen. Die Beratungsgesellschaft Synthesis, an der Volmer mit 25 Prozent beteiligt ist, ging demnach 2003 aus der Poser-Firma Money-Checker hervor. Laut Poser geschah dies in Kontakt mit dem Bad Honnefer Grünen-Politiker Burkhard Hoffmeister. Er wurde im Oktober 2003 zweiter Geschäftsführer neben Poser. Bald darauf sei, so schreibt das Leipziger Blatt, Volmer als Mitgesellschafter hinzugekommen, der Firmensitz wurde in Hoffmeisters Privathaus nach Bad Honnef verlegt.

Poser ist in Leipzig seit Jahren kein Unbekannter. Schon zu DDR-Zeiten organisierte er Pfingsttreffen der FDJ, Konzerte und einen Teil der Jubelfeiern zum 750. Berlin-Geburtstag. Ihm nachgesagte Verbindungen zum sowjetischen Geheimdienst KGB bestreitet er. 1988 trat Poser in die CDU ein – aus Protest gegen die Abwahl von Helmut Kohl. Immer wieder suchte Poser nach der Wende prominente Partner. Er hatte eine gemeinsame Firma mit dem letzten SED-Oberbürgermeister von Dresden, Wolfgang Berghofer, beriet ihn 2001 im Dresdner Oberbürgermeister-Wahlkampf. Noch immer ermittelt die sächsische Antikorruptionseinheit Ines gegen Poser wegen einer Millionenprovision im Zusammenhang mit der Investorensuche für das neue Leipziger Zentralstadion.

Parteifreunde Volmers wundern sich hinter vorgehaltener Hand weniger darüber, dass sich der Bundestagsabgeordnete ein neues Betätigungsfeld sucht – schon länger scheint klar zu sein, dass er in Nordrhein-Westfalen nicht mehr aufgestellt wird. Nachfragen wert scheint ihnen die Beziehung zu Poser, der Volmer als „Ehrenmann“ verteidigt. Auf die Frage, ob er gezielt einflussreiche Leute in ein Spinnennetz hole, um daraus später Gewinn zu ziehen, sagte Poser: „Ich habe mich schon 1990 als Netzwerker bezeichnet. Nun plötzlich soll das was Anrüchiges sein. Ich besorge Unternehmen Aufträge. Das ist nirgendwo verboten.“

In Berlin verläuft die Auseinandersetzung weiter nach dem bekannten Muster: Die Spitze der Grünen versucht, die Vorwürfe gegen Volmer als „aufgewärmt“ herunterzuspielen, die Union fordert Konsequenzen. Volmer habe seine Kontakte aus dem Auswärtigen Amt für Privatgeschäfte „skrupellos missbraucht“, sagte der CSU-Abgeordnete Peter Ramsauer am Donnerstag. Der Leipziger Grüne Weichert, auch Landtagsabgeordneter in Dresden, will eine bessere Bezahlung von Politikern – damit die nicht ihre Kontakte ausnutzen, um für die eigene Tasche zu arbeiten. Er erklärt: „Wenn man die Zeitung aufschlägt, hofft man, dass es nicht noch schlimmer kommt.“

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