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© ddp

Münteferings Comeback: "Lieber heißes Herz als Hose voll"

Was haben sie ihn vermisst in der SPD, doch jetzt wird alles wieder gut. Denn Franz Müntefering ist zurück auf der politischen Bühne. Sein Comeback gab er in München, wo der 68-Jährige der bayerischen SPD beim Wahlkampf gegen die CSU half.

Franz Müntefering ging in seiner Rede sofort in die Offensive gegen Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) und CSU-Chef Erwin Huber. "Was sind das für Waschlappen?", rief Müntefering unter Johlen in den mit 400 Zuhörern voll besetzten Saal im Hofbräukeller. Das CSU-Führungsduo habe "Angst vor der Verantwortung, Angst vor dem Regieren". Das sei bei der SPD ganz anders: "Lieber heißes Herz und klare Kante als Hose voll", spottete der Westfale. Die bayerischen Wähler dürften keine Sorgen davor haben, die CSU abzulösen. "Die CSU ist satt, das ist schlecht für Bayern", warnte Müntefering und kündigte an: "Am 28.9. wird der Huber auf Maß geschrumpft."

SPD-Spitzenkandidaten Franz Maget, der - wie er selbst einräumte - ohne Münteferings Unterstützung wohl kaum diese bundesweite Aufmerksamkeit für seine Wahlveranstaltung bekommen hätte, lobte seinen Gast als Sozialdemokraten "von echtem Schrot und Korn" und rief ihm zu: "Danke für Deine politische Geradlinigkeit, lieber Franz."

Die Erwartungen der Parteibasis an Müntefering, der derzeit lediglich einfacher Bundestagsabgeordneter ist, sind zum Teil sehr hoch. Er wünsche sich, dass Müntefering wieder "in Amt und Würden" komme, sagte zum Beispiel SPD-Mitglied Friedrich Wilhelm Hosemann. "Müntefering ist halt eine echte Integrationsfigur bei den ganzen Flügelgeschichten, bei dem Chaos in der SPD."

Müntefering wird wütend

Müntefering selbst äußerte sich dazu zunächst nicht. Mit roter Krawatte, das Jackett ausgezogen in der schwülen Hitze des Saales wetterte er lieber über das falsche Weltbild von CDU/CSU auf der einen und den Linken auf der anderen Seite. Nur die SPD sei Garant für soziale Gerechtigkeit für alle Bürger. Und beim Streitthema Mindestlohn wurde Müntefering richtig wütend: "Das kann nicht so bleiben" rief er laut vom Rednerpult.

Doch viele der Zuhörer wollten mehr. Sie hofften wie etwa Karl Hölzl auf eine Ankündigung Münteferings zu dessen politischer Zukunft. "Er soll wieder zurückkommen. Mit ihm ist die Wende zum Guten bei der SPD noch am ehesten möglich", sagte Hölzl, "Müntefering genießt Vertrauen in der breiten Bevölkerung."

Das bestätigte auch CSU-Mitglied Anton Nieberler, der sich mitten unter die Genossen gesetzt hatte. Er hofft ebenfalls auf eine Rückkehr Münteferings in die Spitze der Koalition, "damit die SPD den Rest der Legislaturperiode vernünftig zu Ende bringt". Müntefering sei nun mal ein "stabilisierender, ausgleichender Faktor", sagte der Münchner.

Doch nicht alle verfolgten den umjubelten Auftritt Münteferings so wohlwollend. "Man könnte fast meinen, da käme der Erlöser persönlich", sagte ein prominentes Mitglied der Bayern-SPD am Rande der Veranstaltung, "jetzt fehlt nur noch die wundersame Vermehrung der Wählerstimmen." Doch da könne wohl auch Müntefering realistisch gesehen in Bayern nichts ausrichten.

Ulrich Meyer[ddp]

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