
© Hendrik Lehmann
Liveblog zur Future Security: Kaspersky: "Die nächsten Cyberattacken könnten Finanzsysteme treffen"
Am Vortag der Münchner Sicherheitskonferenz wird in München über Cyber-Sicherheit und die Zukunft der Sicherheitspolitik diskutiert. Verfolgen Sie die Konferenz hier im Liveblog.
Stand:
Die Welt ist vernetzt wie nie zuvor und das hat Auswirkungen auf sämtliche Sicherheitsbereiche - von der kritischen Infrastruktur bis hin zu regionalen Konflikten. Auf der "Future Security Konferenz" kommen hochrangige Vertreter der verschiedenen Bereiche zusammen.
Verfolgen Sie die Debatte und die Diskussionen hier im Liveblog:
Der Kampf künstlicher Intelligenzen

Die nächsten Cyberattacken könnten Finanzsysteme treffen
Was wird das Ziel der nächsten großen Cyberattacken sein? "Ich fürchte, die nächsten Attacken könnten auf ganze Finanzsysteme gerichtet sein", sagt Eugene Kaspersky, CEO einer der einflussreichsten IT-Sicherheitsfirmen der Welt mit inzwischen 4.000 Mitarbeiten. "Es sieht so aus, dass es technisch machbar ist", sagt Kaspersky.

Die Welt kann noch keine Kryptowährungen
"Die Welt ist noch nicht bereit für Kryptowährungen", sagt Eugene Kaspersky, Chef einer der größten IT-Sicherheitsfirmen der Welt. "In einer vereinteren Welt mit mehr Einigkeit, wird das gehen. Dann werden Kryptowährungen in einem Wisch andere Währungen ersetzen können. Aber unter den aktuellen politischen Bedingungen: Vielleicht in 200-300 Jahren.""Es gibt derzeit einen tiefen ideologischen Graben"
Am Rande der Konferenz haben wir gerade mit Marina Kaljurand gesprochen. Die ehemalige estnische Außenministerin ist inzwischen Vorsitzende der Globalen Kommission für die Stabilität des Cyberspace.Die Kommission ist eine Art Konsequenz aus vorherigen Versuchen, bindende Verhaltensregeln für Staaten beim Umgang mit Cybersicherheit zu erreichen. „Regierungen können sich derzeit international einfach nicht einig werden“, sagt Kaljurand. Manche wollen, dass bestehende internationale Recht auch für Cybersicherheit gilt, andere sind dagegen. „Im Moment ist der ideologische Graben viel zu tief zwischen den Ländern“, sagt sie. So gibt es diejenigen Länder, die schon lange das Internet limitieren. Bei ideologischen Angriffen zensieren sie die Debatte im Netz. Für diese Länder sind viele Internettechnologien Versuche, einen westlichen Lebensstil zu propagieren. Ihre Gegenüberstehenden hingegen antworten auf falsche Information mit Gegenreformation in einer Idee von einem offenen Netz. Zwei fundamental unterschiedliche Ansätze.
Da alles derzeit so vertraut ist, versucht Kaljurands Kommission in der Zwischenzeit, „diese Diskussion am Laufen zu halten“. Die Kommission ist eine internationale Plattform mit 28 Stakeholdern aus Forschung, Firmen, Staaten und Think Tanks. Gemeinsam wollen sie nun Empfehlungen für Staaten entwickeln, welche Mindeststandards sie einhalten sollten und welche Rechte im Netz unverletzbar bleiben sollten. „Unsere erster Vorschlag ist eine neue politische Norm, um den öffentlichen Kern des Internets zu schützen“, erzählt sie. Dabei geht es vor allem um kritische Infrastruktur, aber auch um die grundsätzliche Funktionserhaltung des Netzes. Ob diese Vereinbarung nur im Friedensfall oder auch im Kriegsfall gilt, lässt der Vorschlag bewusst offen. „Ich bin nicht naiv“, sagt Kaljurand, „natürlich werden die Militärs in Kriegssituationen als allererstes die kritische Infrastruktur angreifen wollen“. Es gehe vielmehr darum, sich vorsichtig auf einige Rahmenbedingungen zu einigen.
Dass Länder offensive Cybermittel haben findet sie hingegen erst einmal gut. „Denn es ist logisch, dass es neben defensiven auch offensive Maßnahmen geben muss, um auf Angriffe zu reagieren“, sagt sie. Die Gefahr eines neuen Rüstungswettlauf digitaler Waffen sieht sie aber durchaus. „Wenn wir ehrlich sind, ist das aber ein Wettlauf zwischen den 50-Spitzenländern. Der anderen Ländern haben diese Maßnahmen nicht“, sagt Kaljurand. Umso wichtiger sei es, sich auf Standards zu einigen und durchzusetzen, dass internationales Recht auch im Cyberspace eingehalten wird. „Wenn wir aus der Geschichte lernen, sollten wir nicht erst auf ein Cyber-911 warten, bevor wir Regeln finden“, sagt sie.
Spaniens anderer Ansatz für Cybersicherheit

Aus selbstlosen Gründen geschieht das nicht. Denn, wie die meisten Vortragenden an diesem Tag, betont auch er die Bedeutung von Kooperation beim Kampf gegen Hackerangriffe. Nicht nur Staat und Industrie müssten zusammenarbeiten, um frühzeitig Schwachstellen und Angriffe zu erkennen. Gerade um beispielsweise besser herauszufinden, woher eine Attacke kam, wer dahintersteckt, müssen Länder sich austauschen. Indem Spanien nun in Lateinamerika investiert, baut man Vertrauen auf.
"Dass diese Länder in wenigen Jahren selbst über Sicherheitsmaßnahmen und Angriffsmöglichkeiten verfügen, steht fest", sagt Hernández. Nicht schlecht, wenn man dann schon bilaterale Vertrauensbeziehungen aufgebaut hat.
Welche EU wollen wir?
Auf der Konferenz Future Security wird derweil über die künftige Sicherheitspolitik der West-Balkan-Staaten diskutiert. Als rebellierende, vernachlässigte Geschwister sind sie hin- und hergerissen zwischen Europa und Russland, sagt Sebastian Schäffer vom Institut für den Donauraum und Mitteleuropa. Dieses problem müsse mittelfristig gelöst werden. Dazu, so Schäffer, müssen wir aber die Frage stellen: Welche Art von EU wollen wir?Die Balkanisierung des Internets

Sorge bereitet ihm, dass das Internet sich zunehmend zersplittere. "Der Austausch von Daten zwischen Ländern darf nicht weiter auseinanderfallen", sagt Joyce, "schon jetzt erleben wir eine Balkanisierung der Internets." So etwas gefährde sowohl Sicherheit als auch die Funktionsweise des Internets.
Deswegen, so Joyce, soll ein neues Gesetz bald im Kongress verabschiedet werden, demnach die USA auch Daten von US-Firmen an Länder zur Verfügung stellen, wenn diese entsprechde Menschenrechte und Schutzrechte haben und ein entsprechndes Gesuch vorliegt. Konkret könnte das heißen, dass Behörden aus Europa Datenschutzbeschwerden über amerikanische Firmen besser verfolgen könnten oder Strafverfolgungsbehörden Daten anfordern könnten. Genauer führte er dies nicht aus.
Munich Cyber Security Conference startet im Bayrischen Hof

Koordinator im Weißen Haus.
Im Angesicht der neuen Bedrohungen entwickelt sich eine stille Revolution in der EU, sagt Sir Julian King, EU-Kommissar für die Sicherheits-Union, "und je vernetzter die Bedrohungen werden, die unsere öffentlichen Räume bedrohen, desto vernetzter müssen die Staaten gegen diese Gefahren arbeiten". Man müsse aber auch mit Internetplattformen zusammenarbeiten, um Propaganda oder gefährliche Inhalte aus dem Netz zu nehmen.
Für die nahe Zukunft der Cybersicherheit sieht King vor allem fünf wichtige Handlungsfelder in der EU:
- Eine zunehmende Zusammenlegung von Ressourcen zwischen den Staaten. Das könne sowohl bei der Aufklärung von Anschlägen wie denen in Brüssel oder Paris helfen, wie bei dem Vorgehen in Migrations-Hotspots.
- Eine Bewegung hin zu einem häufigeren und systematischeren Datenaustausch zwischen den Sicherheitsbehörden der EU-Staaten. Beim Schengen-Informationssystem sei das schon teilweise gelungen.
- Eine neue Arbeitsweise entwickelt sich in der Sicherheits-Union. Sowohl auf mehren Ebenen: Lokal, national und auf europäischer. Gleichzeitig gehe es um die Zusamenarbeit mit Forschern und der Industrie.
- Wir brauchen mehr Forschung und Entwicklung in diesen IT-Sicherheitstechnologien in Europa. Schon jetzt seien vier Milliarden Euro investiert worden, mit denen bereits 400 Forschungsprojekte finanziert wurden. Doch es seien noch mehr Gelder nötig.
- Die transnationale Kooperation müsse weiter integriert werden. Dafür müssten die richtigen rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden: "Gerade im Sammeln und Auswertungen von Daten, müssen wir die Möglichkeiten schaffen, dass unsere Sicherheitsbehörden ihren Job machen können."
Europa werde weiterhin neuen Bedrohungen ausgesetzt sein. "Und wir haben bessere Chancen wenn wir ihnen gemeinsam begnen", sagt King.

Neben Luft und Meer, sollte Cyber eines der vielen militärischen Instrumente sein, die Nato-Kommandeure nutzen können, "natürlich immer im Einklang mit internationalem Recht", sagt Merle Maigre, Direktorin des NATO Cooperative Cyber Defence Center of Excellence. Seit Januar 2018 leitet die NATO deshalb die gesamte Ausbildung der Soldaten in den Cybereinheiten von Mitgliedsstaaten.


Eine Gefahr für die Demokratie
Der Rüstungswettlauf im Cyberspace ist für Alexander Klimburg eine höchst besorgniserregende Entwicklung. "Es steht nicht weniger auf dem Spiel, als der Kern unserer Demokratien", sagt der Direktor am Den Haag Zentrum für strategische Studien. Die Manipulationsversuche in Wahlen seien dabei genauso riskant wie die apokalyptische Möglichkeit eines weitreichenden Totalausfalls von Computersystemen durch großangelegte Hackerangriffe. Dabei dürfe aber auch nicht übersehen werden, dass es nicht immer nur um Angriffe im technischen Sinne gehe. Vor allem die Versuche, im Internet durch neue Formen der EInflussnahme auf Debatten durch Staaten sei extrem gefährlich. In seinem kürzlich erschienenen Buch "The Darkening Web – The War for Cyberspace", argumentiert er dafür, dass es allerhöchste Zeit ist, sich international gemeinsam zu überlegen, wie das Internet als Raum des freien Meinungsaustauschs geschützt werden kann. "Wir hatten schon einmal eine ähnliche Zeit, als der nukleare Wettlauf begann", sagt er, "doch damals gelang es, Ost und West in der geminsamen Angst vor dem gigantischen Atompilz zu schützen – und Regeln zu finden." Das Gleiche sei heute wieder nötig; "Wir müssen die Sphäre schützen, die am wichtigsten von allen ist: Die Informationssphäre", sagt Klimburg.
Eine neue Allianz zwischen Militär, Forschern und Industrie?

Die Bundeswehr sucht Geeks und Startups
"Kommen Sie und arbeiten Sie mit uns. Tun Sie etwas, das wirklich zählt", sagt Fregattenkapitän Marcel Otto Yon, der Geschäftsführer des Bundeswehr Cyber Innovation Hubs in Berlin. Dort will die Bundeswehr will dort Unternehmer, Nerds und Startups zusammenbringen. Das Ziel: "Wir wollen die Innovation für unsere Soldaten beschleunigen."
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