zum Hauptinhalt
Jecken schunkeln unter 2G auf dem Heumarkt in Köln.

© imago images/Beautiful Sports

„Lockdown Alaaf!“: Kann das gut gehen? Riesenandrang zum Karnevalsauftakt in Köln

In Köln im Karnevalsgetümmel scheint Corona weit weg. In Feierzonen und Kneipen gilt zwar 2G, aber Bilder aus den Feierzonen rufen Kritik hervor.

Stand:

Wer am 11.11. in die Herzkammern des Frohsinns will, muss erstmal allerhand Schilder und Karten studieren. Teile der Kölner Altstadt und des beliebten Zülpicher Viertels sind abgeriegelt - zum Karnevalsauftakt dürfen nur Geimpfte oder Genesene (2G) rein. In der Stadt gibt es daher „Passierstellen zur Feierzone“. In diesem Begriff spiegelt sich der schwierige Spagat wider, der an diesem Tag gelingen soll: Halligalli mit dreimal „Kölle Alaaf“ - aber bitte unter Kontrolle.

Am Zülpicher Viertel ist eine „Fast Lane“ aufgebaut für alle, die ein digitales Impfzertifikat auf dem Handy haben. Es wird am Eingang abgescannt, dann kommt ein Stempel mit einem großen „G“ auf die Hand. Eigentlich soll auch der Personalausweis kontrolliert werden, aber das geschieht erkennbar nicht in allen Fällen.

[Wenn Sie die wichtigsten News aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können.]

Wer es in die Party-Zone geschafft hat, ist geradezu euphorisch. Larissa, als Hippie verkleidet, sagt: „Mit 2G fühlen wir uns schon sicherer.“ Aber ist denn so gar kein Gedanke an Corona da? „Ist schon so im Hinterkopf“, sagt sie. „Aber irgendwo muss ja die Welt auch weitergehen.“ Diese Meinung scheint hier mehrheitsfähig.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Der Andrang ist immens. Die Kneipen sind voll, auf der Zülpicher Straße herrscht dichtes Gedränge. Am Nachmittag ruft die Stadt dazu auf, nicht mehr zu dem Party-Hotspot zu kommen. Die Feierzone sei „vollgelaufen“. Zu diesem Zeitpunkt ist die Diskussion, wie Party und Pandemie zusammenpassen sollen, aber schon in vollem Gange. Nicht nur, weil just am Tag zuvor ausgerechnet der Karnevalsprinz Sven I. - farbenprächtiges Sinnbild des kölschen Frohsinns - alle Termine absagen musste, weil er sich mit Corona infiziert hat.

In sozialen Medien kursiert bald ein Video des „Kölner Stadt-Anzeiger“, das die Menschenmenge beim Countdown zeigt, und viel Empörung hervorruft. „Alaaf! Heute als „Sexy Krankenschwester“ auf der Zülpicher Straße, an Weihnachten als „Sexy Intubierte“ in der Uniklinik“, kommentiert TV-Moderator Jan Böhmermann bei Twitter. „Lockdown Alaaf!“, schreibt Comedian Oliver Pocher.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Etwa zur gleichen Zeit appelliert die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) auf der Bühne am Heumarkt an die Feiernden, sich an alle Regeln zu halten und soweit wie möglich an der frischen Luft zu bleiben. „So schwer kann das doch nicht sein“, meint sie.

„Wir wollen doch alle nicht erleben, dass wir kritisiert werden.“ Vor Journalisten verteidigt Reker später die Feiern. „Was wäre denn, wenn wir gesagt hätten: Wir machen das wie im vorigen Jahr, es wird kein Karneval gefeiert?“, fragt sie. „Ich bin der festen Überzeugung, das wäre uns in diesem Jahr nicht gelungen.“ Die Menschen hätten sich das nicht gefallen lassen.

Lesenswerte Plus-Texte zur Corona-Pandemie:

Auf dem Heumarkt in der Altstadt herrscht Partystimmung, die Veranstaltung ist seit Wochen ausverkauft. Ordner an den Eingängen haben die geduldig wartenden Jecken akribisch kontrolliert und sich gleich zweimal alles Notwendige zeigen lassen: Impf- oder Genesenennachweis, Personalausweis und Eintrittskarte. Nun stehen die Feiernden größtenteils eng nebeneinander, trinken, singen und tanzen.

Junge Menschen feiern in dem 2G Bereich um den Zülpicher Platz in Köln.

© dpa/Henning Kaiser

„So meine Lieben, jetzt wird geschunkelt“, fordert Sänger Peter Brings das Publikum auf. Kölner Karneval auf Abstand - das wäre ein Widerspruch in sich.

Nur vereinzelt tragen Jecke Schutzmasken. Einige ganz Gewitzte haben einen Mund-Nasen-Schutz in ihr Kostüm „eingebaut“, zum Beispiel Elvira und ihre beiden Begleiter: Sie sind als Clowns verkleidet und tragen Masken mit einem aufgemalten lachenden Mund. „Ich finde es gut, dass hier 2G ist“, sagt Elvira. „Wir haben uns heute Morgen sogar alle noch getestet.“

Auch Daniela Zimmer und ihre Freundinnen haben trotz steigender Infektionszahlen nicht lange überlegt, ob sie aus Solingen zum Sessionsauftakt nach Köln fahren sollen. „Hier ist 2G, wir sind draußen im Freien - ich denke, da sind wir sicher“, sagt sie. Ähnlich sieht es Klaus aus Bergisch Gladbach. „Da kann doch nix passieren“, meint der 52-Jährige. „Das Leben ist zu kurz, um sich Sorgen zu machen.“ (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })