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Irak: London soll Opferzahlen bewusst heruntergespielt haben

Die Regierung Blair sieht sich im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg neuen Vorwürfen ausgesetzt. So habe der Premier selbst eine wissenschaftliche Untersuchung wider besseren Wissens bestritten, derzufolge der Krieg 650.000 Zivilisten das Leben kosten könnte.

London - Die britische Regierung soll Angaben von Wissenschaftlern, wonach dem Irak-Krieg und dessen Folgen mehr als 650.000 Zivilisten zum Opfer fallen würden, wider besseren Wissens als unglaubwürdig bezeichnet haben. Wie der Sender BBC berichtete, lag der Downing Street seinerzeit ein Memorandum des Verteidigungsministeriums vor, in dem eine entsprechende Studie als solide eingeschätzt wurde. Dennoch habe Premierminister Tony Blair die von amerikanischen und irakischen Ärzten ermittelten und im britischen Fachmagazin "Lancet" veröffentlichen Angaben öffentlich als völlig unkorrekt bezeichnen lassen.

Ähnlich wie Blair hatte US-Präsident George W. Bush zu der im Oktober vergangenen Jahres veröffentlichte Studie gesagt: "Ich betrachte dies nicht als einen glaubwürdigen Bericht." Demgegenüber schätzte der wissenschaftliche Chefberater des britischen Verteidigungsministeriums, Sir Roy Anderson, die Studie damals als durchaus nachvollziehbar ein, berichtete BBC.

"Bestmögliche" Zählmethode

Die dabei angewandte Zählmethode sei unter den Umständen im Irak die bestmögliche gewesen, erklärte Anderson in dem Memorandum vom 13. Oktober. Auch andere Experten hätten die Blair-Regierung darauf hingewiesen, dass die Studie nicht einfach abgetan werden könne.

Für die Studie hatten regierungsunabhängige Wissenschaftler um Gilbert Burnham von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore im Irak 1849 Haushalte mit knapp 13.000 Menschen an 47 zufällig ausgewählten Orten besucht. Das US-Verteidigungsministerium hatte das Ergebnis der Hochrechnungen am 12. Oktober 2006 bestritten und erklärt, die Zahl der Kriegsfolge-Toten im Irak liege höchstens bei 50.000. (tso/dpa)

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