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Irak: Maliki tadelt Streitkräfte

Iraks Ministerpräsident Nuri al Maliki hat den Streitkräften seines Landes und der USA vorgeworfen, mit unverhältnismäßigen Einsätzen gegen Zivilisten seine Politik der nationalen Versöhnung zu gefährden.

Bagdad - In besonders scharfen Worten kritisierte Maliki am Dienstag einen Einsatz irakischer und US-Soldaten im Bagdader Schiitenviertel Sadr City, bei dem am Sonntagabend drei Zivilisten getötet worden waren. Es sei "nicht zu rechtfertigen", dass bei dem Einsatz Kampfflugzeuge eine Wohngegend angegriffen hätten. Maliki entschuldigte sich für den Angriff und kündigte Entschädigungszahlungen für die Betroffenen an.

"Es tut mir sehr Leid, was hier passiert ist", sagte der Ministerpräsident. Er kritisierte, dass der Einsatz ohne sein Einverständnis unternommen wurde. "Dies darf sich nicht wiederholen, um den Aussöhnungsprozess nicht zu gefährden", sagte Maliki. Der Einsatz am Sonntagabend hatte sich nach US-Angaben gegen Aktivisten der Miliz "Armee des Mehdi" gerichtet, die hinter dem radikalen Schiitenführer Moktada Sadr steht. An dem Einsatz hatten sich mehrstündige Kämpfe in Sadr City entfacht, in deren Verlauf die Luftwaffe Angriffe auf das Viertel flog.

Bei neuen Bombenattentaten in Bagdad und Umgebung wurden am Dienstag mindestens 19 Menschen getötet. Erneut explodierten Bomben auf dem belebten Schordscha-Markt in der Innenstadt. Dabei wurden nach Angaben des Innenministeriums zehn Menschen getötet und 69 weitere verletzt. Erst in der Vorwoche waren auf dem Markt bei einem ähnlichen Anschlag zehn Menschen gestorben. Im Innenstadtviertel Nahda explodierte am Morgen eine Bombe am Straßenrand und zerstörte einen Minibus sowie ein Taxi. Dabei starben neun Menschen.

Zusätzliche Soldaten

Trotz verstärkter Anstrengungen der irakischen und amerikanischen Truppen in Bagdad sei die Lage derzeit "sehr schwierig", räumte US-General George Casey am Dienstag in einem Interview mit dem Sender ABC ein. "Das Ausmaß der religiösen Gewalt in Bagdad während der vergangenen sechs Wochen ist größer als je zuvor." Im Rahmen der jüngsten Sicherheitsoffensive "Forward Together" würden nun zusätzliche Soldaten in Stadtteilen stationiert, wo die Gefahr von Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten besonders groß ist. Insgesamt sollen 10.000 Koalitionssoldaten an dem Einsatz teilnehmen.

In dem Dorf Charkusch an der Grenze zum Iran wurden unterdessen bei einem Angriff sieben irakische Grenzschützer getötet. Die von Schüssen durchsiebten Leichen der Beamten seien am Dienstag gefunden worden, sagte ein Krankenhausarzt aus der nahe gelegenen Stadt Kut. (tso/AFP)

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