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Ein Plakat weist in der Kölner Innenstadt Passanten auf die Gefahr durch Taschendiebe hin.

© REUTERS

Köln und die Folgen: Männer aus Nordafrika zieht es nach Deutschland

Junge Männer aus Nordafrika werden in Deutschland besonders oft straffällig. Viele halten sich illegal hier auf, aber auch die Zahl der Asylbewerber aus Marokko und Algerien steigt.

Seit der Silvesternacht in Köln stehen junge Männer aus Marokko und Algerien im Fokus der deutschen Öffentlichkeit. Denn viele der Täter, die zum Jahreswechsel rund um den Kölner Hauptbahnhof Frauen überfallen und sexuell bedrängt haben, stammen nach Erkenntnissen der Polizei aus diesen Ländern.

Viele sollen sich illegal in Deutschland aufhalten, aber auch Asylbewerber gehören wohl zu den Tätern. Seit einigen Monaten steigt die Zahl der Asylbewerber aus Marokko und Algerien in Deutschland deutlich an. Marokkaner rangierten im Dezember bereits auf Platz fünf der Haupteinreiseländer von Asylbewerbern, wie aus einer vom Bundesinnenministerium veröffentlichten Statistik hervorgeht.

2900 Marokkaner wurden demnach im Dezember als Asylbewerber registriert, 2700 im November. Auch bei Algeriern ist ein Trend nach oben zu beobachten. Allerdings durchleben weder Marokko noch Algerien Krisen oder Konflikte, die eine solche Entwicklung erklären könnten. Individuelle Bedrohungen, beispielsweise von Menschenrechtsaktivisten oder Journalisten, gibt es dort zwar durchaus, doch nur die wenigsten Marokkaner und Algerier, die jetzt nach Deutschland kommen, gehören wohl zu diesen Gruppen. Abderrahman Tlemçani von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Marokko macht die Fluchtursachen eher an den schlechten Lebensbedingungen fest.

In Marokko, obwohl eines der stabileren Länder an der nordafrikanischen Küste, lebten 14 Prozent der Bewohner in Armut, sagte er dem Tagesspiegel. Ein Fünftel der unter 25-Jährigen sei ohne Arbeit. „Die Menschen sind schlichtweg enttäuscht“, sagte Tlemçani. Viele Familien schickten deswegen den ältesten Sohn nach Europa, damit er von dort Geld für den Familienunterhalt schicke. Ähnliches berichtet auch der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD).

Griechenland warnte vor Wirtschaftsmigranten aus Nordafrika

Auch der griechische Außenminister Nikos Kotzias warnte Mitte Dezember, in seinem Land kämen zunehmend Wirtschaftsmigranten aus Algerien und Marokko an. „Sie fliegen für nur 50 Euro nach Istanbul, um dann von der türkischen Küste aus nach Griechenland überzusetzen“, sagte er. Eine direkte Überfahrt von Marokko nach Spanien über das Mittelmeer wagt kaum ein Flüchtling, denn die marokkanische und die spanische Küstenwache arbeiten beim Grenzschutz eng zusammen. Und der Weg über Libyen ist angesichts des Bürgerkriegs dort gefährlich. Deshalb wählen die meisten den Umweg über die Türkei und gelangen über die Balkanroute schließlich in die EU.

Die Bundesregierung denkt nun darüber nach, Marokko und Algerien zu sogenannten sicheren Herkunftsstaaten zu erklären. Asylverfahren könnten so beschleunigt und abgelehnte Bewerber aus diesen Staaten damit schneller abgeschoben werden. Die illegale Zuwanderung von Nordafrikanern lässt sich so indes nicht stoppen. Beim Besuch des algerischen Premierministers Abdelmalek Sellal am Dienstag in Berlin bestätigte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel CDU), dass Algerier auch „verstärkt illegal nach Deutschland gekommen sind“.

Damit dürfte auch die nun öffentlich gewordene hohe Kriminalitätsrate von Nordafrikanern ein Thema bleiben. Laut einem Bericht der Kölner Polizei wurden in der Stadt 2015 rund 2000 Tatverdächtige ermittelt, die aus Nordafrika stammten. 40 Prozent der aufgegriffenen „Illegalen“ aus dieser Region werden demnach innerhalb eines Jahres straffällig. Bei Syrern sind es laut dem Bericht nur 0,5 Prozent.

Doch nicht nur die Kölner Polizei verzeichnet einen Anstieg von Tatverdächtigen aus Nordafrika. Auch die Berliner Polizei bestätigte dem Tagesspiegel, dass an bestimmten Brennpunkten der Stadt zunehmend Nordafrikaner als Straftäter auffallen. „Antanzen“ ist auch in der Hauptstadt längst kein Fremdwort mehr. Das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen hat sogar eine Sonderkommission mit dem Namen „Casablanca“ eingerichtet, denn sexuelle Übergriffe ganzer Tätergruppen in Verbindung mit Taschendiebstählen sind nicht erst in der Silvesternacht zu einem Problem für die Polizei geworden.

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