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Fast 100.000 Anträge weniger: Asylzahlen 2025 mehr als halbiert – Dobrindt sieht Erfolg der Maßnahmen
Der Trend setzt sich fort: Es gab bisher fast 100.000 Asylerstanträge weniger als im Vorjahr – der Innenminister begründet das mit dem deutschen Kurs. Es gibt aber auch wichtige andere Faktoren.
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Neue Daten zur Migration: Die Asylzahlen sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums weiter deutlich rückläufig. Die Zahl der in diesem Jahr bisher gestellten sogenannten Erstanträge hat sich demnach im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert. Wie ein Ministeriumssprecher der Agentur dpa mitteilte, waren es zwischen Januar und Oktober 97.277 Asylerstanträge, im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor waren es noch 199.947. Damit setzt sich der Trend der vergangenen Monate fort.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte zu „Bild“, die zuerst über die Zahlen berichtet hatte: „Unsere Migrationswende wirkt. Wir haben die Pull-Faktoren und die Magnetwirkung Deutschlands auf die illegale Migration erheblich reduziert.“
Wir gehen diesen Weg der Migrationswende konsequent weiter und erhöhen auch die Rückführungen.
Alexander Dobrindt, Bundesinnenminister (CSU)
Der Ministeriumssprecher verwies auch auf Grenzkontrollen als Grund. Seit Mai dieses Jahres seien rund 18.600 Personen an den deutschen Binnengrenzen zurückgewiesen oder zurückgeschoben worden – also entweder direkt an der Grenze abgewiesen oder nach einem Aufgriff zurückgebracht worden.
Deutlich weniger Migranten aus Syrien
Der Bundesinnenminister kündigte weitere Anstrengungen auf diesem Gebiet an. „Wir gehen diesen Weg der Migrationswende konsequent weiter und erhöhen auch die Rückführungen“, sagte er der Zeitung. Dobrindt hatte kurz nach dem Antritt der Regierung im Mai angeordnet, dass auch Asylsuchende an der Grenze zurückgewiesen werden sollen. Maßnahmen von Balkan-Staaten zur Reduzierung der Zahlen dürften ebenfalls eine Rolle spielen.
Ein weiterer Faktor ist die veränderte Lage in Syrien, wo im vergangenen Dezember Langzeitmachthaber Baschar al-Assad gestürzt worden war. Syrien war jahrelang das Hauptherkunftsland von Asylbewerbern in Deutschland. Die Zahl der Asylanträge aus dem ehemaligen Bürgerkriegsland ging aber in den ersten neun Monaten 2025 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres deutschlandweit um knapp 40.000 zurück.
Zuletzt kündigte Dobrindt an, dass künftig nicht mehr nur Gefährder und Straftäter nach Syrien abgeschoben werden sollen, sondern auch ganz normale junge Flüchtlinge, deren Asylantrag abgelehnt wurde. Das Bundesamt für Migration (Bamf) soll dafür wieder Asyl-Anträge von Syrern bearbeiten – die Bearbeitung war wegen des Bürgerkriegs in Syrien ausgesetzt. Daher genießen alle bisher geflüchteten Syrer Schutz in Deutschland.
Dissens zwischen Wadephul und Dobrindt
Innerhalb der Regierungs- und Schwesterparteien CDU und CSU gibt es mit Blick auf Syrien offenbar Dissens, wie am Samstag deutlich wurde. Außenminister Johann Wadephul (CDU) hatte sich bei einem Besuch eines Vorortes der syrischen Hauptstadt Damaskus, der im Bürgerkrieg stark verwüstet wurde, bestürzt gezeigt und gesagt, ein solch großes Ausmaß an Zerstörung habe er persönlich noch nicht gesehen.
Wadephul äußerte sich deshalb auch zurückhaltend zur möglichen Rückkehr syrischer Geflüchteter aus Deutschland. Diese sei „zum jetzigen Zeitpunkt nur sehr eingeschränkt möglich“. Das Innenministerium teilte dagegen mit, es halte an den Plänen fest.
Der Migrationsexperte Franck Düvell von der Universität Osnabrück hatte Mitte Oktober im Gespräch mit dem Portal „t-online“ gesagt: „Die Bundesregierung hat einen sehr, sehr geringen Anteil an den sinkenden Asylzahlen.“ So sinken die Zahlen beispielsweise an den EU-Außengrenzen kontinuierlich, schon lange vor der deutschen „Migrationswende“.
Auch die angeführte Abschreckungswirkung lasse sich in der Forschung nicht nachweisen. Düvell, der sich insbesondere mit irregulärer Migration und Flucht beschäftigt, sagte weiter: „Es gibt insgesamt weniger Drang, nach Europa zu flüchten.“ (lem)
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