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RAF: Mohnhaupt kann auf Freilassung hoffen

Am Montag werden drei Stuttgarter Richter nach Aichach reisen, um die frühere RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt im Gefängnis zu begutachten. Im Anschluss könnte die heute 57-Jährige auf Bewährung freikommen.

Karlsruhe - Vor 30 Jahren galt Brigitte Margret Ida Mohnhaupt als die gefährlichste Frau Deutschlands. Doch seither hat die ehemalige Terroristin der Roten Armee Fraktion (RAF) den Großteil ihres Lebens hinter Gittern verbracht. Am Montag reisen drei Stuttgarter Richter nach Bayern, um zu prüfen, ob die heute 57-Jährige zur Bewährung aus der Justizvollzugsanstalt Aichach entlassen werden kann. Gutachter und Gefängnisleitung sind dafür. Mohnhaupt sei friedlich geworden. Statt linker Parolen über den bewaffneten Kampf schwingt die einstige Rädelsführerin nun einen Malpinsel.

Mohnhaupt bewegte sich seit Schulzeiten im linken Spektrum. Nach dem Abitur 1967 studierte sie Philosophie in München, wurde dort zur Sympathisantin der RAF und lernte ihren späteren Ehemann und Kampfgenossen Rolf Heißler kennen. Die Ehe mit dem Anhänger der linken Stadtguerilla "Tupamaro" hielt zwar nur zwei Jahre. Gleichwohl gewann Mohnhaupt, die sich 1971 der RAF anschloss und in den Untergrund ging, auch Heißler für den bewaffneten Kampf.

In Stammheim "Befehlsgewalt" übertragen bekommen

1972 wurde die RAF-Logistikerin erstmals gefasst und zu fünf Jahren Haft verurteilt. Im berüchtigten Gefängnis Stuttgart/Stammheim traf sie die RAF-Gründer Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe. Diese übertrugen ihr schriftlich für die Zeit nach ihrer Entlassung die "Befehlsgewalt".

Aus dem Gefängnis heraus versuchte sie erst noch Einfluss zu nehmen auf die Strategie ihrer Nachfolger. "Sinn und Inhalt unserer Politik" seien Teil ihres Lebens, "eine untrennbar zusammengewachsene existenzielle Einheit", schrieb sie 1993. Doch die einstigen Kampfgefährten lehnten ihren Anspruch auf die RAF ab. In einem Brief, der im November 1993 bei der Nachrichtenagentur AFP einging, vollzogen sie den Bruch mit Mohnhaupt und Klar.

Heute gehe von der zierlichen Frau keine Gefahr mehr aus, heißt es in Aichach. Sollten die Richter dies beim Prüfungstermin am Montag auch so sehen, könnte sie ab dem 26. März zur Bewährung frei kommen. Üben durfte sie bereits: Neunmal hatte Mohnhaupt bislang begleiteten Ausgang. Die Entscheidung des Oberlandesgerichts wird Anfang Februar verkündet. (tso/AFP)

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