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Mohammed-Karikaturen: Muslime demonstrieren friedlich

Rund 3500 Muslime haben in mehreren Städten Deutschlands friedlich gegen die umstrittenen Mohammed-Karikaturen demonstriert. In Düsseldorf gingen rund 2200 Menschen auf die Straße, in Berlin rund 1200.

Berlin/Düsseldorf - Im ostfriesischen Leer protestierten etwa 130 Demonstranten. Die Polizei war jeweils mit starken Kräften präsent. Sie musste jedoch nicht einschreiten.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und sein türkischer Kollege Abdullah Gül äußerten sich am Samstag besorgt über die wachsenden Spannungen zwischen dem Westen und der islamischen Welt. Sie riefen Christen und Moslems in einem gemeinsamen Appell in der «Bild»-Zeitung und der türkischen Zeitung «Hürriyet» zu wechselseitigem Respekt und zu Toleranz auf. Ausdrücklich würdigten sie die Besonnenheit der muslimischen Gemeinden in Deutschland, die sowohl die Respektlosigkeit gegenüber dem Propheten Mohammed abgelehnt als auch sich in aller Deutlichkeit gegen Gewalt ausgesprochen hätten.

In Berlin zogen die Demonstranten vor die dänische Botschaft. Sie trugen Schilder mit Parolen wie «Pressefreiheit ja, Pressefrechheit nein» und «Gegen Propheten-Karikatur verlangen wir Zensur». Ein Sprecher des Veranstalters sagte: «Wir Berliner Muslime tun unser Möglichstes für ein friedliches Zusammenleben.» Dies könne aber nur gelingen, wenn Respekt untereinander herrsche. In Düsseldorf war das dänische Honorarkonsulat das Ziel des Protestzuges. Organisator Jamal Hasan ermahnte die Muslime immer wieder zur Besonnenheit. «Wir sind absolut gegen Gewalt.» Die satirischen Zeichnungen waren zuerst in dänischen Zeitungen gedruckt worden.

Steinmeier und Gül schrieben, sie sähen mit großer Sorge, dass sich der Graben zwischen dem Westen und der islamischen Welt immer weiter zu öffnen scheine. «Manche sehen gar einen "Konflikt der Zivilisationen" heraufziehen. Diese Situation beunruhigt uns zutiefst. Denn bei einem solchen Konflikt gäbe es keine Gewinner.» Die Außenminister bekundeten ihre Entschlossenheit, dieser Entwicklung gemeinsam entgegenzutreten.

In der islamischen Welt, wo die Veröffentlichung der Karikaturen in europäischen Zeitungen teilweise gewalttätige Ausschreitungen ausgelöst hatten, flaute der Protest weiter ab. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) verurteilte die Gewalt als Terrorismus. «Wer religiöse Gefühle Andersgläubiger verletzt, ist rücksichtslos und respektlos. Wer darauf mit Gewalt, Drohung, Hysterie reagiert, ist ein Terrorist», schrieb er in einem Beitrag für die «Bild am Sonntag».

Angesichts der Auseinandersetzungen plädierte der CDU-Außenpolitiker Volker Rühe für zügige Verhandlungen mit der Türkei über einen EU-Beitritt. Dieser wäre «der entscheidende Schlag gegen den drohenden Kampf der Kulturen». Mit einer klaren Beitrittsperspektive könne die Türkei «Einfluss auf die moderaten Muslime ausüben». (tso/dpa)

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