Politik: Mutig und vielleicht erfolgreich (Kommentar)
Ein kanadischer, ein neuseeländischer und ein britischer Richter haben gestern die größte Untersuchung der britischen Justizgeschichte eröffnet: Weshalb haben britische Fallschirmjäger am 30. Januar 1972 vierzehn Demonstranten in Derry erschossen?
Ein kanadischer, ein neuseeländischer und ein britischer Richter haben gestern die größte Untersuchung der britischen Justizgeschichte eröffnet: Weshalb haben britische Fallschirmjäger am 30. Januar 1972 vierzehn Demonstranten in Derry erschossen? Niemand ist je angeklagt worden. Der damals oberste Richter Englands, Lord Widgery, stellte dem Militär schon 1972 Persilscheine aus. Der britische Rechtsstaat wurde damals heillos kompromittiert. Es war wohl keine Verkettung tragischer Umstände, sondern der britische Wille, ein Exempel zu statuieren. Tony Blair hat vor zwei Jahren Mut bewiesen, als er die Spülung dieses Augias-Stalles anordnete. Er wusste, dass die geplante Justizreform in Nordirland nicht mit Widgerys Hypothek belastet werden durfte. Doch ob dieser Prozess den erhofften Effekt auf die nordirische Gesellschaft haben wird, ist unklar. Denn zu viele Nordiren sehen die letzten dreißig Jahre nicht als Vergangenheit, unter die ein Strich gezogen werden soll, sondern als Schorf, an dem man herumfingert, um die andere Seite zu ärgern. Die bewusste Schwächung von David Trimble durch seine eigene Protestantenpartei zeigte kürzlich, dass alte Rechthaberei noch immer unwiderstehliche Geborgenheit verspricht.
ali