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Schwierige Partner. US-Präsident Donald Trump und Kanadas Regierungschef Justin Trudeau.

© Christinne Muschi/Reuters

Nach dem G-7-Gipfel: Trumps Berater verschärfen ihre Angriffe auf Trudeau

Kanadas Premier Trudeau gerät zunehmend ins Visier der Trump-Administration. Sie wirft ihm Verrat an Trump vor und wünschen ihm einen "Platz in der Hölle".

Die USA verschärfen ihren Konfrontationskurs gegen Kanada und seinen Premierminister Justin Trudeau. In persönlichen Attacken werfen Berater von US-Präsident Trump dem kanadischen Regierungschef „Verrat“ an Trump vor, wofür er einen „speziellen Platz in der Hölle“ verdiene. Kanada werde sich an solchen persönlichen Angriffen nicht beteiligen, entgegnete Kanadas Außenministerin Christian Freeland. Die konservative Opposition in Kanada stützt den Liberalen Trudeau.

Das Klima zwischen den beiden nordamerikanischen Nachbarn, die sich bislang ihrer guten und engen Beziehungen gerühmt haben, hat sich abrupt verschlechtert. Der frühere kanadische Diplomat und Experte im internationalen Handelsrecht Lawrence Herman sagte nach Angaben des kanadischen Rundfunks CBC, die kanadisch-amerikanischen Beziehungen hätten nach Trudeaus Pressekonferenz zum Abschluss des G-7-Gipfels von La Malbaie und den darauf folgenden Attacken Trumps auf den kanadischen Regierungschef ein historisches Tief erreicht. Die Tageszeitung „Globe and Mail“ konstatiert, die Beziehungen seien auf einem „gefährlichen Tief“.

"Beleidigend für Kanada"

Trudeau hatte auf der Pressekonferenz am Ende des Gipfels auf Journalistenfragen frühere Aussagen wiederholt, dass die von den USA verhängten Strafzölle auf kanadische Stahl- und Aluminiumimporte „gewissermaßen beleidigend“ für Kanada seien, da sie mit nationalen Sicherheitsbedenken der USA begründet würden. Kanada habe an der Seite der USA in mehreren Kriegen gekämpft. Er hatte hinzugefügt, Kanada werde sich von den USA nicht „herumschubsen“ lassen. Kanada werde auf die US-Zölle seinerseits mit Strafzöllen auf US-Produkte reagieren. Daraufhin hatte Trump, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Flug nach Singapur zum Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kimm Jong Un befand, durch zwei Tweets die Zustimmung der USA zum schon beschlossenen und veröffentlichten G-7-Kommuniqué zurückgezogen. Er nannte Trudeau „sehr unehrlich und schwach“.

Die Berater Trumps legten nach. Sie beschuldigten Trudeau, der diese Aussagen zuvor mehrfach öffentlich und nach seinen Darstellungen auch direkt im Gespräch mit Trump vorgebracht hatte, einen „Dolchstoß“ gegen Trump ausgeführt zu haben. Trudeau habe „uns wirklich gewissermaßen in den Rücken gestochen“, sagte Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow. Und Handelsberater Peter Navarro setzte noch einen drauf: „Es gibt einen besonderen Platz in der Hölle für jeden ausländischen Regierungschef, der in bösem Glauben Diplomatie mit Präsident Donald Trump macht und dann versucht, ihn auf dem Weg nach draußen in den Rücken zu stechen, und das hat Justin Trudeau gemacht.“ Er habe damit Trump vor dem Treffen von Singapur „schwach aussehen lassen“, was nicht akzeptiert werde.

Mit diesem Konflikt ist die Zukunft des nordamerikanischen Handelsabkommens Nafta, über dessen Neugestaltung derzeit verhandelt wird, ungewisser denn je. Trump droht den Kanadiern mit einem eskalierenden Handelskrieg, der sich auf die Autoindustrie erstrecken könnte. Das würde Kanada empfindlich treffen. Trudeau äußerte sich bis Montagvormittag (Ortszeit) nicht zu den Attacken aus den USA.

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