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Roberto Blanco zum Wort "Neger": "Der Ton macht die Musik."

© dpa

Roberto Blanco im Interview: "Negerküsse? Das ist doch ein Kuchen!"

Nachdem ihn der bayerische Innenminister Joachim Herrmann als "wunderbaren Neger" bezeichnete, spricht Roberto Blanco jetzt im Tagesspiegel-Interview.

Roberto Blanco ist einer der bekanntesten Entertainer in Deutschland und Ehrenmitglied der CSU. Nachdem er 1956 nach Deutschland kam, wurde Blanco schnell durch Filmrollen und Schlager bekannt. Bis heute berühmt ist er für seinen Hit "Ein bisschen Spaß muss sein" .

Roberto Blanco ist zu Hause, der Empfang ist schlecht. Er geht auf die Suche nach einem anderen Raum, es müsse ruhig sein für ein Interview, sagt der Bühnenprofi. Sein Name ist an diesem Tag nach vorne gerückt auf den Nachrichtenseiten im Netz, sie alle wollen heute mit dem Afro-Kubaner sprechen. Grund ist der bayerische Innenminister Herrmann, er hatte Blanco am Montag einen "wunderbaren Neger" genannt und findet das auch nicht weiter schlimm. Blanco ist wieder einmal ein gefragter Mann, eine Situation, die dem 78-jährigen nicht unbedingt missfällt. "Können sie mich gut verstehen?", fragt er nochmal. Der Empfang ist gut, Blancos Meinung deutlich:

Herr Blanco, was sagen Sie denn zu dem Medienrummel um ihre Person?

Ich finde das übertrieben, Herr Herrmann hat das doch nicht böse gemeint. Ich glaube das ist eher dem Sommerloch geschuldet, ich weiß nicht, warum sich die Leute jetzt damit beschäftigen.

Herr Herrmann hat Sie heute auch angerufen. Was hat er denn gesagt?

Nicht viel. Er hat gesagt, dass er es nicht so gemeint hat, das mit dem „wunderbaren Neger“. Ich meine für Sie wäre es doch auch nicht schlimm, wenn ich sagen würde, Sie sind ein wunderbarer Weißer, oder?

Aber es ging dabei ja um eine rassistische Aussage, vor allem in dem Einspieler vor dem Zitat von Herrn Herrmann.

Genau, das habe ich gehört.

Dabei war die Rede davon, dass die interviewte Person keine „Neger“ will. Ist ihnen so etwas noch nie passiert?

Nein, noch nie.

Aber anderen schon. Denken Sie, dass Sie bei so etwas als Frohnatur besonders gelassen reagieren?

Wissen Sie, jeder Mensch ist anders, es kommt immer darauf an, mit wem man spricht. Ich persönlich bin immer respektiert worden.

Auch früher? Sie kommen aus einer Zeit, in der Jazz noch "Negermusik" hieß.

Das stimmt so nicht. Als ich nach Deutschland kam, hat man mir erzählt, dass die Nazis das so genannt haben.

Und wie sieht es mit Negerküssen aus?

Negerküsse? Das ist doch nur ein Kuchen! Ich habe das selbst oft benutzt, zum Beispiel wenn ich geflirtet habe, dann habe ich die Frauen gefragt, ob sie einen Negerkuss wollen (lacht). Wissen sie, niemand hat das Recht, andere Menschen zu beschimpfen, aber der Ton macht die Musik. Wenn man zum Beispiel zu einer Frau sagt, „du bist eine schöne Negerin“, dann muss das ja keine Beleidigung sein.

Es kann aber eine sein…

Wir haben so viele Probleme zur Zeit, ich weiß nicht, warum sich die Leute mit so etwas beschäftigen. Menschen sollen Menschen helfen, egal welche Farbe sie haben. Die Menschen, die im Moment fliehen, weil ihre Häuser zerbombt sind, die brauchen diese Hilfe jetzt.

René Bosch

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